eine Verständigung, die — wie ich schon telegraphierte —
meine Regierung mitallen Mittelnzufördern
bemüht ist. Natürlich würden militärische Mass-
nahmen Russlands, welche Oestereich-Ungarn als
Drohung auffassen könnte, ein Unglück beschleuni-
gen, das wir beide zu vermeiden wünschen, und würden
auch meine Stellung als Vermittler, die ich — auf Deinen Ap-
pell an meine Freundschaft und Hilfe — bereitwillig angenom-
men habe, untergraben.
gez. Wilhelm.
Der Kaiser von Russland an den Deutschen Kaiser.
Neuausgabe des Weissbuches, Abschnitt 5, 22. IV.
Danke für Dein versöhnliches Telegramm, während die
offizielle Mitteilung, die heute Dein Botschafter meinem Mi-
nister gemacht hat, in einem sehr verschiedenen Tone ge-
halten war. Ich bitte Dich, diesen Unterschied zu erklären.
Es würde richtiger sein, das österreichisch-serbische Problem
der Haazser Konferenz zu übergeben. Ich vertraue auf Deine
Weisheit und Freundschaft. ')
gez. Nikolaus.
Neuausg. d. Wb. Abschn. 3. 22. IV. ’) Dieses Telegramm war
im alten Wb. nicht enthalten. Die russische Regierung veröffentlichte
es, um mit dem Hinweis auf den Passus über die Haager Konferenz
die russische Friedensliebe nachzuweisen. Es genügt, diesen Passus
im Zusammenhange der Krisis zu betrachten, um zu erkennen, dass
er gerade die denkbar schärfste Ablehnung jedes Vermittlungsgedan-
kens bedeutet. Oesterreich-Ungarn hatte die serbische Antwort als
unzulänglich angesehen; es hatte erklärt, dass es seinen Streitfall mit
Serbien nicht einem europäischen Gericht unterwerfen wolle. Nun
versuchte Deutschland zwischen Russland und Oesterreich zu vermitteln
und erbat als Voraussetzung Einstellung der militärischen Massnahmen
Russlands. Anstatt diese zuzusagen, verlangt der Zar, dass der öster-
reichisch-serbische Streitfall an das Haager Tribunal gebracht werde,
d. h. dass Oesterreich bedingungslos den Rückzug antrete! — Wie
wenig die deutsche Regierung dieses Zarentelegramm befürchtete,
bewies sie durch seine Aufnahme in die Neuausgabe des Wb.
Der Zar ant-
wortet aus-
weichend.