Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

30. Juli 239 
  
  
Der österreichisch-ungarische Minister des Äeusseren, Graf 
Berchtold, an den österreichisch-ungarischen Botschafter 
in St. Petersburg, Graf Szäpary. 
Rotbuch Nr. 49. 
Wien. 
Antwort auf Euer Exzellenz Telegramm vom 29. Juli. 
Ich bin selbstverständlich nach wie vor bereit, 
cie einzelnen Punkte unserer durch die Er- 
eienisse übrigensbereitsüberholtenan Ser- 
bien gerichteten Note durch Euer Exzellenz 
Herrn Sasonow erläutern zulassen. Auch würde 
ich besonderen Wert darauf legen, bei dieser Gelegenheit der 
mir durch Herrn Schebeko verdolmetschen Anregung ent- 
sprechend auch die unsere Beziehungen zu Russ- 
land direktbetreffenden Fragen einer vertrauens- 
vollen und freundschaftlichen Aussprache zu unterziehen, wo- 
von sich eine Behebung der in diesem Belange bedaısrerlicher- 
weise bestehenden Unklarheiten und Sicherstellung der so 
wünschenswerten friedlichen Entwicklung unse- 
rer Nachbarverhältnisse erhoffen liesse. 
Der französische Botschafter in St. Petersburg, Pal&ologue, 
  
an den stellvertretenden Minister des Aeusseren, Bien- 
  
venu-Martin. 
Gelbbuch Nr. 100. 
St. Petersburg. 
Der deutsche Botschafter hat Herrn Sasonow erklärt, 
dass, wenn Russland nicht seine militärischen Vorbereitungen 
einstellt, das deutsche Heer den Mobilmachungsbefehl erhal- 
ten wird. 
Merr Sasonow hat geantwortet, dass die russischen Vor- 
bereitungen begründet sind einerseits durch Oesterreichs In- 
transigenz, anderseits durch die Tatsache, dass bereits acht 
österreichisch-ungarische Armeekorps mobilisiert sind. 
Der Ton, mit dem Graf Pourtal&s diese Mitteilung machte, 
hat die russische Regierung bestimmt, noch in der Nacht die 
Mobilmachung der 13 Armeekorps, die gegen Oesterreich 
operieren sollen, anzuordnen. ') 
Gib. Nr. 100. ') Graf Pourtal&s hatte am 29. Juli zwei Ge- 
spräche mit Sasonow. Bereits in dem ersten, das am Mittag stattfand, 
teilte Sasonow ihm mit, dass die Teilmobilisation gegen Oesterreich- 
Ungarn beschlossen sei. Das Gespräch Gib. Nr. 100 fand am Abend 
statt. Die Behauptung, dass der «Ton», in dem Pourtales gesprochen 
habe, der Anlass für die russische Teilmobilmachung war, widerlegt 
sich dadurch von selbst. 
  
  
Berchtold er- 
klärt, dass er 
durchaus zu 
russisch-öster- 
reichischen 
Verhandlun- 
een bereit ist. 
Deutschland 
stellt für den 
Fall, dass 
Russland wei- 
ter mobilisiert, 
seine Mobil- 
machune in 
Aussicht.
	        
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