31. Juli 311
Der Minister des Aeusseren trägt mir auf, Ihnen dies
mitzuteilen, undfragt, welche Haltung Grossbri-
tannien unter diesen Umständen einnehmen
werde.
Der deutsche Botschafter konnte nicht sagen, wann die
zwölf Stunden ablaufen werden. Er wird morgen, Samstag, um
ein Uhr nachmittags, auf dem Ministerium des Aeusseren vor-
sprechen, um die Antwort der französischen Regierung, welche
Haltung sie unter diesen Umständen einnehmen will, ent-
gegenzunehmen.
Er liess durchblicken, dass er möglicherweeise seine Pässe
verlangen werde. ')
Der russische Botschafter sagte mir, er wisse nichts da-
von, dass eine allgemeine Mobilisation der russischen Streit-
kräfte stattgefunden habe. ’)
Der englische Botschafter in Berlin, Sir E. Goschen, an den
englischen Staatssekretär des Äeusseren, Sir Edward Grey.
Blaubuch Nr. 121.
Berlin.
Auf Ihr Telegramm vom 31. Juli.')
Ich brachte heute eine Stunde damit zu, den Staats-
sekretär eindringlichst zu bitten, er möge Ihren Vorschlag an-
nehmen und noch einen Versuch machen, um die schreckliche
Katastrophe eines europäischen Krieges zu verhindern.
Er verhielt sich Ihrem Vorschlage gegenüber sehr
freundlich und erkannte Ihre fortgesetzten Bemühungen, den
Frieden zu erhalten, an, sagte aber, dass die Reichsregierung
unmöglich irgend einen Vorschlag in Erwägung ziehen könne,
solange nicht aus Russland die Antwort auf ihre heutige Mit-
teilung eingetroffen sei; diese Mitteilung, welche, wie er
zugebe, die Form eines Ultimatums habe, ginge dahin, dass,
wenn die russische Regierung nicht binnen zwölf Stunden der
Reichsregierung mitteilen könne, dass sie sofort ihre Mobili-
sation gegen Deutschland und Oesterreich-Ungarn rück-
Bib.Nr. 117. ') Der Bericht Vivianis, GIb. 117, über die Demarche
von Schöns, erwähnt nichts davon, dass der Botschafter die Forderung
seiner Pässe irgendwie in Aussicht gestellt habe.
°) Iswolskp wusste nichts von der allgemeinen Mobilmachung
in Russland! Dazu passt es sehr gut, dass auch Viviani nichts davon
wusste.
Bib. Nr. 121. ') Bid. 111.
Deutschland
kannkeineVor-
schläge mehr
diskutieren,
solange die
russische Ant-
wort nicht ein-
getroffen ist.