Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

Deutschland 
erklärt Frank- 
reich den 
Krieg. 
354 3. August 
  
  
Stützpunkte bediene.') Ich lasse darauf antworten, 
dass die Respektierung der Küsten nicht Respektierung der 
Neutralität des Gebietes ist und dass das deutsche Ultimatum 
bereits eine Verletzung dieser Neutralität ist.) 
Der deutsche Botschafter in Paris, Freiherr von Schön, 
  
überreicht dem französischen Ministerpräsidenten und 
  
Minister des Aeusseren, Viviani, im Verlaufe seiner 
  
Abschiedsaudienz folgenden Brief: 
Gelbbuch Nr. 147. 
  
Paris. 
Die deutschen Verwaltungs- und Militärbehörden haben 
eine gewisse Anzahl ausgeprägter Akte der Feindseligkeit, die 
auf deutschem Gebiete von französischen Fliegern begangen 
wurden, festgestellt. Mehrere von ihnen haben offenkundig die 
Neutralität Belgiens verletzt, indem sie dieses Land überflogen; 
der eine versuchte die Kunstbauten bei Wesel zu zerstören, 
andere wurden in der Eiffelgegend bemerkt, ein anderer warf 
Bomben auf die Eisenbahn in der Nähe von Karlsruhe und 
Nürnberg. 
Ich habe die Ehre, auftragsgemäss Eurer Exzellenz mit- 
zuteilen, dass angesichts dieser Aggressionen das Deutsche 
Reich sich als im Kriegszustande mit Frankreich, hervorge- 
rufen durch das letztere, betrachtet. 
Da meine diplomatische Mission hiermit ihr Ende erreicht 
hat, bleibt mir nur noch übrig, Eure Exzellenz zu bitten, mich 
mit den Pässen versehen zu wollen und die Massregeln zu er- 
Gib. Nr. 144. ') Mit diesem neuen Zugeständnis wurde also 
auch den englischen Versprechungen vom 1. und 2. August an Frank- 
reich der Boden entzogen. Im Reichstage erweiterte am 4. August 
der deutsche Reichskanzler diese Mitteilung mit folgenden Worten: 
«Wir haben der englischen Regierung die Erklärung abgegeben, dass 
solange sich England neutral verhalte, unsere Flotte die Nordküste 
Frankreichs nicht angreifen wird, und dass wir die territoriale Inte- 
grität und die Unabhängigkeit Belgiens nicht antasten werden. Diese 
Erklärungen wiederhole ich hiermit vor aller Welt, und ich kann hin- 
zusetzen, dass solange England neutral bleibt, wir auch bereit wären, 
im Falle der Gegenseitigkeit keine feindlichen Operationen gegen die 
französische Handelsschiffahrt vorzunehmen >». 
*) Paul Cambon vertritt hier eine Auffassung, die der Auffassung 
der beigischen Regierung vollständig widerspricht. Belgien sah in 
dem deutschen Ultimatum noch keine Neutralitätsverletzung, da es 
die englisch-französischen Angebote ablehnte und um Englands Ver- 
mittlung ersuchte.
	        
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