5. August 363
5. AUGUST
Der österreichisch-ungarische Minister des ÄAeusseren, Graf
Berchtold, an den österreichisch-ungarischen Botschafter
in St. Petersburg, Graf Szäpäry.
Rotbuch Nr. 59.')
Wien.
Ich ersuche Euer Exzellenz, dem dortigen Minister des
Aeusseren folgende Note zu übergeben :
«Der unterfertigte österreichisch-ungarische Botschafter
hat die Ehre, im Auftrage seiner Regierung Seiner Exzellenz
folgendes zur Kenntnis zu bringen:
Angesichts der von Russland im Konflikte zwi-
schen der österreichisch-ungarischen Mo-
narchie und Serbieneingenommenendrohen-
den Haltung und im Hinblick auf den Umstand, dass laut
einer Mitteilung des Berliner Kabinettes Russland infolge die-
ses Konfliktes sich veranlasst gesehen hat, dieFeindselig-
keitengegen Deutschland zu eröffnen und die-
ses Reich sich daher im Kriegszustande mit der genannten
Grossmacht befindet, betrachtet sich Oesterreich-Ungarn
gleichfalls als im Kriegszustande mit Russland stehend. »
Nach Ueberreichung dieser Note wollen Euer Exzellenz
sich die Ausfertigung der Pässe erbitten und ungesäumt mit
dem gesamten Botschaftspersonal, ausgenommen etwa zurück-
zulassender Organe, abreisen. Herrn von Schebeko werden
gleichzeitig unsererseits die Pässe zugestellt.?)
Rb. Nr. 59. !) Uebersetzung aus dem Französischen der Volks-
ausgabe des Rb.
”) Rb. Nr. 58, 60, 61, 62, 63, 64, 65 enthält die Dokumente über
den Ausbruch des Krieges zwischen Oesterreich-Ungarn einerseits und
Frankreich und England andrerseits. Sie lassen sich folgendermassen
zusammenfassen:
Oesterreich-Ungarn dachte zunächst nicht an einen Abbruch
der diplomatischen Beziehungen mit Frankreich und England. Frank-
reich dagegen wollte unter allen Umständen den Kriegszustand mit
Oesterreich-Ungarn herstellen. Es führte zunächst am 8. August (Rb.
Oesterreich-
Ungarn erklärt
Russland den
Krieg.