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deres sein als für den bestimmten Zweck ausgewählte Stücke.
Sie sollen die offenbar auch nach Ansicht der Verfasser des
Gelbbuches unzulänglichen späteren Dokumente auf eine brei-
tere Basis stellen, ihnen von vornherein einen bestimmten
Sinn verleihen, der ihnen selbst nicht innewohnt. Man müsste
diese 6 Dokumente also auch ablehnen, selbst wenn sie
im Uebrigen unanfechtbar wären. Das ist aber keineswegs
der Fall.
Es ist hier nicht der Platz, eine wirklich kritische
Einzeluntersuchung vorzunehmen. Es ist heute überdies un-
möglich und in vielen Fällen wird es niemals möglich sein,
‚die Echtheit eines jeden Stückes genau zu erweisen oder
seine Unechtheit einwandsfrei darzulegen. Immerhin muss
darauf hingewiesen werden, dass, während die Veröffent-
lichungen der deutschen Regierung höchstens in den aus
ihnen gezogenen Schlussfolgerungen, nicht aber in ihrer Echt-
heit von den Gegnern Deutschlands angezweifelt werden
konnten, die deutsche Regierung wichtige Stücke der Drei-
verbandsakten und vorallem des Gelbbuches als Fälschungen
bezeichnete. Und die charakteristischsten Beispiele beziehen
sich gerade auf jene Gelbbuchdokumente aus dem Jahre 1913.
Da ist zunächst Nr. 2, ein deutscher Geheimbericht, in dem
des Langen und Breiten die deutschen militärischen Ziele
«aus deutscher Quelle» dargelegt werden. Er wurde sogleich
nach Veröffentlichung des Gelbbuches von deutscher Seite
als Fälschung abgelehnt.') Ein Beweis jedoch, dass es sich
um eine Fälschung handelt, lässt sich natürlich eben so wenig
erbringen wie der Beweis für die Echtheit dieses Schrift-
stückes. Ebenso stehen Behauptung und Gegenbehauptung
einander gegenüber in der Diskussion, die sich anlässlich
eines Berichtes des französischen Botschafters in Berlin über
eine Unterredung zwischen dem Deutschen Kaiser, dem König
der Belgier und dem deutschen Generalstabschef von Moltke
entspann (Nr.3), in deren Verlauf der Kaiser und der General-
stabschef auf die Unvermeidlichkeit eines Krieges hingewiesen
haben sollen. Dieser Bericht wurde gleichfalls von deutscher
') Norddeutsche Allgemeine Zeitung. 18. Dezember 1914.