Full text: Das Regenbogen-Buch - Die europäischen Kriegsverhandlungen.

— 49 ° — 
Nach diesen kurzen Angaben wird es nur natürlich 
erscheinen, dass das serbische Blaubuch im Grossen und 
Ganzen den Eindruck der Aufrichtigkeit macht. Denn es 
spricht deutlich und klar das Wesen der serbischen 
Politik während der kritischen Zeit aus: Serbien denkt nicht 
daran, sich irgendwie zu demütigen. Serbien sieht in Oester- 
reich seinen Feind, den Erbfeind, dem es nur gezwungen 
nachgeben würde. Ein solcher Zwang besteht aber nicht. 
Die Hilfe Russlands ist sicher. Und mit Russlands und des 
Dreiverbandes Hilfe kann ein österreichisch-serbischer Krieg 
nur die Verwirklichung der serbischen Träume bringen, die 
eine Unterwerfung Serbiens endgültig begraben würde. Nichts 
ist begreiflicher vom rein serbischen Standpunkte als diese 
Haltung. Es war nicht Serbiens Aufgabe, den europäischen 
Frieden zu erhalten. Wenn das serbische Blaubuch keine 
Beweise für serbische Friedensbemühungen bringt, Keine 
Beweise serbischer Nachgiebigkeit, so belastet das nicht 
Serbien. Es entlastet einfach Oesterreich-Ungarn und belastet 
jene, die für Serbiens Haltung verantwortlich waren. 
Bietet das serbische Blaubuch vor allem Material für 
die erste Phase der europäischen Kriegsverhandlungen, so 
kommt das belgische Graubuch — «Diplomatische Korres- 
pondenz des Ministeriums des Aeusseren des Königreichs 
Belgiens über den Krieg 1914> — nur für die letzte Phase 
in Betracht. Es enthält zwar 79 Stücke, die mit dem 24. Juli 
beginnen und bis zum 29. August gehen. Doch es veröf- 
fentlicht mit wenigen Ausnahmen keine Akten, die irgend- 
wie Aufschluss über den Ausbruch und die erste Entwick- 
lung der europäischen Krisis geben Könnten. Es bringt wie 
alle sieben Aktensammlungen die österreichisch-ungarische 
Note an Serbien und die serbische Antwort, und auch kurze 
Telegramme der serbischen Gesandten über die markantesten 
Ereignisse. Im Uebrigen jedoch drehen sich naturgemäss 
alle Akten ausschliesslich um die Frage der belgischen Neu- 
tralität. Sie bestehen aus Mitteilungen des Ministers des Aeus- 
seren, Versicherungen, dass Belgien seine Neutralität aufrecht 
erhalten will, Erklärungen Frankreichs und Deutschlands, 
Anlagen aus den Vorjahren, die Deutschlands Willen, die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.