VIII. Die Kriegsleistung der Frauen 261
Monat (1915) Männer Franen Monat (1915) Männer Frauen
Januar.. . .. 4 11626 —+ 23095 Juli. — 2475 P— 70725
Februur . . 6195 M+M 2225 Auguut — 2005 — 50773
Mäart + 12 604 + 3021 September — 62760 T 6672
Apri. + 10 1532 + 4008 Oftober K 56 — 8755
Nai — 33271 + 5275 Novembker 5820 4 9551
Juni. . . .... — 52627? 4 8973 Dezember . .. — 893 4 44727
Im Jahre tol sind also in den durch diese Berichte vertretenen Werken
im ganzen etwa 68 500 Frauen neu eingestellt. Sie hatten am 1. Januar
1916 150 000 weibliche gegen 608 Ooco männliche Arbeiter. Man ermißt
die Bedeutung dieser Giffern, wenn man bedenkt, daß vor dem Kriege der
Anteil der Frauen an der gesamten Arbeiterschaft dieser Industrien etwa
5 % war. In der elektrischen und chemischen Industrie sind die Frauen-
ziffern absolut kleiner, relativ aber noch größer. Die elektrische Industrie
ist — soviel aus diesen Kassenberichten ersichtlich ist — im Kriege eine über-
wiegende Frauenindustrie geworden, mit etwa 25 % mehr Frauen als
Männern, während vor dem Kriege die Sahl der Frauen etwa den achten
Teil von der der Männer betrug.
Eine so starke zahlenmäßige Derschiebung ist nicht denkbar, ohne daß
ganze Sweige ehemals männlicher Arbeiten in Frauenhände übergegangen
oder doch mit weiblicher Arbeiterschaft ganz durchsetzt sind. Die Granaten-
Berstellung ist fast ganz Frauenarbeit geworden. In einer Dersammlung
männlicher Dreher wurde berichtet, daß KFrauen am Tage 36 mal eine 80-=
pfündige Granate in die Maschine heben, putzen und wieder herausheben.
Aber nicht nur körperlich schwere Arbeiten — z. B. das TLaden vor den Moks-
öofen, das Abkehren der Schlacke von den glühenden Eisenblechen —, sondern
auch Funktionen hochgelernter Arbeiter sind von Frauen übernommen:
z. B. das Führen der elektrischen Kräne über die Walzenstraßen, das sonst
gelernten Elektrotechnikern oblag, ohne freilich an sich seine volle Fach-
kenntnis zu erfordern. Die Gesamtsteigerung der Frauenarbeit während
des Krieges und ihr Anteil an der Aufrechterhaltung des Wirtschaftslebens
kommt vielleicht am greifbarsten zum Ausdrucke in den Siffern der deutschen
Krankenkassen. Die im Reichs-Arbeitsblatt gegebenen Berichte zählen am
1. Mai 1016: 4½ Millionen männliche und fast 4 Millionen weibliche Mit-
glieder, so daß danach die Frauen als Trägerinnen von fast der Hälfte des
von TLohnarbeitern und Angestellten zu leistenden Anteils an der Aufrecht-
erhaltung des Wirtschaftslebens erscheinen.
Das wäre ohne eine gewisse „Bewährung" der Frauen nicht denkbar
gewesen. So weit in Fachzeitschriften und Tagespresse Urteile darüber ab-
gegeben sind, bestätigen sie diese Sewährung: durchweg — sofern es sich um
rasche und gewandte Anpassung an ungewohnte Arbeit handelt; mit ge-
wissen Einschränkungen — so weit die körperlichen Anforderungen, beson-
ders die Einflüsse von Bitze, Lärm, Arbeitsdauer in Betracht kommen; ein
deutlicher Fingerzeig, daß Frauenarbeit, die vorübergebend durchführbar ist,
darum doch auf die Dauer eine hvgienische Gefahr sein kann.
Es sollen hier nicht alle einzelnen Sweige der weiblichen Kriegsvertre-
tung beschrieben werden: etwa in Host und Eisenbahn, in Bandel und Der-