I. Der Verlauf des Krieges 19
Angriff unter Leitung des Erzherzogs Eugen über, bei dem sich der jugend—
liche Thronfolger Erzherzog Karl Lorbeeren erwarb, warfen die Eindring-
linge aus dem Lande und eroberten ein Stück von Denetien bis über den
alten italienischen Befestigungsgürtel hinaus. Im Laufe des Juni kam der
Kampf zeitweise zum Stehen, weil der gleichzeitige russische Massenangriff
in Wolhpnien und Galizien starke Kräfte in Anspruch nahm. Eine dem-
nächst vorgenommene Derkürzung der österreichisch-ungarischen Front in
Denetien, die der Fortsetzung der Offensive zugute kommen wird, ermög-
lichte den Italienern die Wiederbesetzung einiger verlorenen Orte und gab
ihnen Anlaß zu unzutreffenden Siegesmeldungen.
Nach der Räumung Serbiens durch die österreichisch-ungarischen Truppen
im Dezember lolg fanden dort und gegenüber Montenegro während ge-
raumer Seit nur Grenzkämpfe statt, bis Ende September 1015 sich in Süd-
ungarn unter dem Oberbefehl des Feldmarschalls v. Mackensen die aus
deutschen und österreichisch-ungarischen Heeresteilen zusammengesetzten
Armeen Köveß und Gallwitz im südlichen Ungarn sammelten. Ulönig
Ferdinand von Bulgarien machte sein Heer mobil und stellte vier Armeen
an der serbischen Grenze auf, die nördlichste unter General Bojadjeff zu un-
mittelbarem Susammenwirken mit der Heeresgruppe Mackensen. Bis zum
letzten Augenblicke hatten unsere Feinde gehofft, das bisher neutrale Bul-
garien zu sich herüberziehen zu können, aber der König erkannte sein wahres
Interesse und schloß sich tatkräftig den Mittelmächten an. Sorgsam und mit
großer Heimlichkeit war der neue Feldzug gegen Serbien vorbereitet. Sein
Siel war außer der endgültigen Miederwerfung Serbiens die Eröffnung und
Sicherung der unmittelbaren Derbindung mit der verbündeten Türkei. Am
6. Obtober begann Mackensen die Save und Donau zu überschreiten, Belgrad
und Semendria wurden erobert und der Eingang in das Morawatal, der
gangbarste Weg nach Süden, gewonnen. Die Serben leisteten zähen Wider-
stand, ilr Gebirgsland unterstützte die Verteidigung in vielen Abschnitten
hintereinander. Am 6. WMovember wurde Gefechtsfühlung mit der Armee
Bojadjeff erreicht, die gleichzeitig isch, die neue serbische Bauptstadt, eroberte.
Auch die andern bulgarischen Armeen gewannen nach Westen Gelände, und
es bahnte sich eine Einkreisung der auf das Amselfeld bei Hristina, dem Schau-
platz alter Kämpfe, zurückgewichenen serbischen Armee an. Am 24. No—
vember war sie dort völlig geschlagen, ihre Reste nahmen den noch offenen
Weg nach Albanien und Montenegro. Anfang Dezember fiel auch der süd-
liche Teil von Serbien (Mazedonien) mit seiner Hauptstadt Monastir in die
Hände der Armee Gallwitz und der Bulgaren.
Die Esterreicher hatten inzwischen den Sandschak Movibasar besetzt und
drangen in Uoontenegro ein. Don Cattaro aus eroberten sie am 10. Ja-
nuar t916 den die Einfahrt zur Bucht beherrschenden Berg Lowcen, und
bereits am 15. erklärte sich König Mikita zur Waffenstreckung bereit. Späterer
Widerruf, nachdem er das Land verlassen, änderte nichts an der sich in Rube
vollziehenden Unterwerfung des Landes.
Die mit ihrem Könige Heter nach Albanien geflohenen Heerestrümmer,
denen sich nur geringe Streitkräfte der albanischen Macht anschlossen, erreichten
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