J. Der Verlauf des Krieges 21
Ende Dezember 1915 und Anfang Januar 1916 räumten die Franzosen
und Engländer die Halbinsel und wurden nach Saloniki zur Verstärkung
der dort bereits befindlichen Heeresteile übergeführt. Dieser Feldzug gegen
die Türkei war völlig mißglückt. Die angreifende Flotte war schwer ge-
schädigt worden und hatte sich den zumeist mit veralteten Ges chützen armierten,
aber ebenso sachverständig wie tapfer verteidigten Küstenbatterien nicht ge-
wachsen gezeigt. Auch hier hatte schließlich beutsche Organisation erheblich
zum Siege beigetragen. Unterdessen taten die schwachen türkisch-beutschen
Seestreitkräfte das denkbar mögliche. Die überlegene russische Flotte ver-
mochte nicht die Seeherrschaft zu behaupten. .
Im Waukasus fochten Türken und Zussen mit wechselndem Elücke.
Die in russisches Gebiet eingedrungenen Türken mußten nach Armenien
zurückweichen, sind aber neuerdings dort und in Hersien wieder im Dor-
schreiten. Die Hoffnungen jedoch, die auf die Erklärung des „Heiligen
Krieges“ gesetzt wurden, haben sich nur zum Teil erfüllt. Einen großen
Erfolg errang die türkische Armee im Irak (Gebiet des Euphrats und Tigris).
Die Engländer, um den Weg nach Indien und das Land am Hersischen
Meerbusen besorgt, das sie bereits im Frieden durch die Bagdadbahn unter
deutschem Einfluß bedroht sahben, rückten nach längeren Kämpfen gegen
Bagdad vor und hofften Anschluß an die Russen zu gewinnen, wurden aber
am 25. Movember 10915 bei Ktesiphon am Tigris geschlagen und nach Kut-
el--Amarg zurückgedrängt. Dort wurden sie eingeschlossen, und der inzwischen
in Bagdad eingetroffene Feldmarschall Freiherr v. d. Goltz übernahm die
Oberleitung des türkischen Heeres, das zur Belagerung schritt. Alle Entsatz-
versuche wurden verhindert, und am 28.April d016 übergab General Towns-
leend die Festung. Kurz vorber war Goltz, der in jüngeren Jahren so viel
für die Reorganisation des türkischen Heeres, vor allem für die Schaffung
eines Generalstabs und die wissenschaftliche Zildung des Offizierkorps getan
hatte, am Typhus gestorben; sein Derdienst auch um den Erfolg von Kut-
el-Amara wird unvergessen bleiben. Seitdem haben die Engländer dort
keine Erfolge zu verzeichnen gehabt.
Gegen Ende des Jahres lolg erschien Englands Stellung in Agypten,
das sie nach Absetzung des rechtmäßigen Khedive unumschränkt beherrschten,
vor allem der Suezkanal, diese nächste Derbindung nach Indien und Lebens-
ader Englands, von den Türken bedroht. Doch kam es bisher nur zu unbe-
deutenden GSusammenstößen, während die Engländer den lanal befestigten
und für den Handelsverkehr sperrten. Eine entscheidende Unternehmung
wird erst nach Sicherung der rückwärtigen Derbindung durch Vollendung der
in Frage kommenden Eisenbahnen und in kühlerer Jahreszeit möglich.
K. Der Seekrieg und die Schutzgebiete.
So wichtig die Tätigkeit der deutschen Kreuzer und Unterseeboote im
Kandelskriege durch Einschränkung der Hufuhr von Lebensmitteln und Kriegs-=
bedürfnissen aller Art zu unsern Gegnern, überhaupt durch Schädigung ihres
Bandels war, und obwohl gerade auf diesem Gebiete eine lange Reihe