— 40 —
ihr Vieh lieber an Altersschwäche eingehen, ehe sie es schlachten oder ver-
kaufen. Sie hängen an ihren alten Sitten; auf die deutsche Kultur
blickten sie verachtungsvoll herab und hielten für Schwäche, was Nach-
sicht und Schonung war'). Nun hat die Kultur ihre furchtbare Majestät
Hererofrauen.
*) Hauptmann K. Schwabe in seinem vorzüglichen Werke „Der Krieg in Deutsch-
Südwestafrika“ zitiert den Missionar-Inspektor v. Rhoden über die Herero: „Die
unverschämtesten Bettler und geriebensten Betrüger finden sich nicht etwa hier und
da unter ihnen, sondern die ersten Missionare meinten, das ganze Volk scheine gar
keinen Begriff davon zu haben, daß Lügen und Stehlen Sünde sei. Ganz so schlimm
hat sichs bei näherer Bekanntschaft doch nicht herausgestellt, und es finden sich hier
und da noch Spuren von Dankbarkeit, Treue und Erbarmen. Aber diese Spuren
sind selten, und im allgemeinen ist ihnen die roheste Grausamkeit natürlich. Sie
schneiden ihren Gefangenen Hände und Füße ab, schlitzen Kindern den Bauch auf,
als müßte es nur so sein und wundern sich, daß die Europäer sich über solche
Greuel entsetzen.“
Statt noch sollte es wohl besser heißen schon; denn uns Deutschen liegt es ob,
die Ansätze solcher Tugenden bei unseren Schutzbefohlenen zu entwickeln.