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ganz prächtig, und so ist es mir doch lieb, das Schauspiel einmal mit an—
gesehen zu haben.“
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Am 7. Februar abends erfolgte der Schluß der Bevollmächtigten-Kon-
ferenzen zur Beratung des Verfassungsentwurfs, und am 24. desselben Monats
die Eröffnung des konstituirenden Reichstags, welche Seebach wieder nach
Berlin führte.
Berlin, 30. März 1867.
An Freiin Wanda v. Seebach.
„Mein diesmaliger Aufenthalt in der aufstrebenden Weltstadt gibt mir
wenigstens keine Veranlassung, über Langeweile zu klagen. Der Reichstag
nimmt allein täglich 6 volle Stunden in Anspruch. Mit demselben ist es
neuerdings wenig gut gegangen. Bismarck hat durch sein etwas schroffes
Auftreten mehrfach verletzt, namentlich die nationalliberale Partei, und dadurch
wohl selbst zu der sich jetzt geltend machenden schärferen Opposition Veran-
lassung gegeben. Ueber die heutige Abstimmung, die in der Diätenfrage eine,
wenn auch sehr geringe, Majorität gegen die Regierung ergab, war er im
höchsten Grade erbittert, so sehr, daß er nach derselben ziemlich laut gegen den
neben ihm sitzenden Minister Roon äußerte, daß er nicht wieder in dem Reichs-
tag erscheinen werde. Indes hoffe ich, daß er sich doch noch eines Bessern
besinnen wird.“
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Berlin, 2. April 1867.
An Freiin Wanda v. Seebach.
„Die Reichstagsverhandlungen haben in den letzten Tagen einen raschen
Fortgang genommen; gleichwohl glaube ich, daß sich diejenigen täuschen, welche
darauf die Hoffnung gründen, daß das ganze Werk noch vor Ostern zum Ab-
schluß kommen werde, es wäre denn, daß der nichtswürdige Luxemburger Handel
schnell zu stande käme. In diesem Falle würde sich bei der preußischen Regierung
wohl etwas mehr Neigung zeigen, Konzessionen zu machen, und dann eine all-
seitige Einigung leicht erreichbar sein. Wenn aber auch nicht der Schluß, so
wird doch jedenfalls die Vertagung des Reichstags vor Ostern erfolgen. Vor
dem Schluß oder der Vertagung abzureisen, würde die hiesige Regierung den
jetzt hier anwesenden Kommissaren am einen Mangel an Rücksichtnahme aus-
legen, und dies glaube ich umsomehr vermeiden zu müssen, als ich damit den
Stand der Verhandlungen über unsere Militärkonvention sicher nicht bessern
würde. Leider habe ich ohnehin nicht viel Hoffnung, etwas mehreres zu
erreichen."“
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