Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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entfaltet hat.“) Es war ihm vergönnt, in vollster Rüstigkeit zwei Jubiläen 
zu feiern: im Frühjahr 1881 dasjenige seines 25jährigen Wirkens als hansea- 
tischer Ministerresident, und am 30. November 1893 dassjenige seiner 25jährigen 
Thätigkeit im Bundesrat. Aus Anlaß des letzterwähnten Jubiläums ließ der 
Kaiser ihm durch den Geh. Kabinetsrat von Lucanus sein lebensgroßes Bildnis 
von Lenbach mit eigenhändiger Unterschrift überreichen. In der Sitzung des 
Bundesrats am selben Tage gedachte der Vorsitzende, Staatsminister v. Boetticher, 
in ehrenden Worten der 25jährigen, durch Rat und That bewährten Beteiligung 
des Gesandten an den Arbeiten des Bundesrats, und sprach ihm den Dank 
der Kollegen aus. 
Es wird lange dauern, bis ein kleines Gemeinwesen wie Lübeck wieder 
einen Mann von solcher Bedeutung aus sich hervorgehen läßt, wie Krüger es 
war. Was er geworden ist, wäre er übrigens nie geworden, wenn er in den 
engen Schranken Lübecks sein Dasein hätte führen müssen. Erst seine Berührung 
mit Berlin, dem Brennpunkte des geistigen und politischen Lebens Deutschlands, 
machte ihn zu dem, was er schließlich wurde. Der Umstand, daß ein Ver- 
treter Lübecks die Stimme der Hansestädte im Bundesrat abgibt, hängt übrigens 
damit zusammen, daß Hamburg und Bremen in vielen Fragen rivalisirende 
Interessen haben und Hamburg es nicht über sich gewinnen konnte, einem 
Bremer seine Vertretung im Bundesrat anzuvertrauen, und umgekehrt Bremen 
sich durch keinen Hamburger vertreten lassen wollte. So kann man auch hier 
sagen: duobus certantibus tertius (Lübeck) gaudet. 
Krüger war im Bundesrat sehr beliebt. Sein Verhältnis zu Bismarck 
war zu Anfang ein vorzügliches. Er war es, der am 27. Mai 1871 dem 
Kanzler das Diplom als Ehrenbürger der Stadt Lübeck überreichte.“) Weniger 
woselbst er besonders für die Ablösung des Sundzolls und den Bau einer direkten Eisen- 
bahn zwischen Hamburg und Lübeck wirkte. 1869 wurde Krüger als Bundestagsgesandter nach 
Frankfurt versetzt und blieb dort bis zur Auflösung des Bundestags. Im Oktober 1866 
ging er als hanseatischer Ministerresident nach Berlin. Am 10. März 1888 endlich ward 
ihm von den drei Städten der Rang eines außerordentlichen Gesandten und bevollmächtigten 
Ministers am königlich preußischen Hofe verliehen. — Eine Korrespondenz Krügers mit 
dem Staatssekretär v. Thile (Schreiben des letzteren vom 21. Januar 1870), betreffend die 
Erweiterung des Bremer Hafen-Distrikts, findet sich abgedruckt in den Drucksachen des Hauses 
der Abgeordneten, 10. Legislaturperiode, III. Session 1869, Nr. 243. 
*) Er gehörte seit 1869 dem Ausschusse für das Justizwesen und seit 1871 den Aus- 
schüssen für das Seewesen, für Handel und Verkehr, für Eisenbahn-, Post= und Telegraphen- 
wesen, für Elsaß-Lothringen und für den Bau des Reichstagsgebäudes an. Auch 
war er seit 1874 Mitglied und nicht selten Referent des kaiserlichen Disziplinarhofs für 
Reichsbeamte in Leipzig. Ein Auszug aus einem hübschen Referat Krügers, betreffend den 
am 9. Oktober 1874 in Bern unterzeichneten Weltpostvertrag, findet sich abgedruckt in der 
„Deutschen Rundschau“, Bd. XXXIII, S. 47. 
**) Der Wortlaut der bei dieser Gelegenheit gehaltenen Ansprache und Bismarcks 
Erwiderung hat sich nicht feststellen lassen. Das Datum ist in Kohls Bismarck-Regesten nach- 
zutragen.
	        
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