Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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warm wurden naturgemäß die Beziehungen Krügers zu Bismarck, als derselbe 
im Jahre 1879 einer Handelspolitik eine Ende machte, die wohl den Seestädten 
gefallen konnte, das übrige große deutsche Land aber schädigen mußte. Da 
Krüger selbst Freihändler war und auch freihändlerische Interessen zu vertreten 
hatte, so wurde er notwendig in die bundesrätliche Opposition gedrängt. Eine 
andere Frage, in der Bismarcks und Krügers Ansichten ebenso auseinander- 
gingen, war der Hamburger Zollanschluß. Es zeugt für die große diplomatische 
Gewandtheit Krügers, daß trotz der vorhandenen Meinungsverschiedenheiten sein 
Verhältnis zu Bismarck niemals eine Schärfe annahm, wie z. B. gegenüber 
dem bayrischen Gesandten v. Rudhardt, der über die Hamburger Zollanschluß- 
frage stürzte. Krüger verstand es eben, seinen Widerspruch in eine gemessene 
Form zu kleiden; außerdem war er so klug, sich mit dem Grafen Herbert 
Bismarck bis zu dessen Abgang gut zu stellen. So kam es, daß er am 
21. September 1889 zu seinem 70. Geburtstage sogar mit einem Glückwunsch- 
schreiben Bismarcks bedacht wurde. 
In einem Nekrologe Krügers finde ich die Redewendung, Krüger habe sich 
„der treuen Freundschaft dreier Reichskanzler“ zu erfreuen gehabt. Meines 
Erachtens wird ihm hier ein zweifelhaftes Lob erteilt. Wenn Krüger wirklich 
die treue Freundschaft des Reichskanzlers Caprivi sich zu erwerben wußte, dann 
kann die Freundschaft zu Bismarck keine tiefen Wurzeln gehabt haben. Fest steht 
so viel, daß Krüger nach Bismarcks Abgang ein begeisterter Anhänger der 
Caprivischen Handelspolitik geworden ist. 
 
	        
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