Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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im Dienste ließ sich aber Delbrück davon nichts merken. Er hatte für den älteren 
Camphausen insbesondere nicht die Courtoisie, daß er ihm auch nur einmal 
den Vorsitz im Bundesrat übertrug. Erst unter Delbrücks Nachfolger, Hof— 
mann, verlautete einmal in den Zeitungen, daß Camphausen den Vorsitz im 
Bundesrat geführt habe. 
Geheimer Ober-Finanzrat Hasselbach") 
(geboren 1818). 
Hasselbach war, als derselbe in den Bundesrat eintrat, ein alter Bekannter 
Bismarcks. Man kann ihn den Adlatus von dem Trio Delbrück, Pommer= 
Esche, Philipsborn nennen, das in den sechsziger Jahren die Handelspolitik 
Stand . Einer der Herren flüsterte seinem Nachbar zu: Zwei Millionen Thaler. 
Der Minister setzte seine Rede fort, indem er über die Kärglichkeit der preußischen Minister- 
gehälter sprach, bei denen nicht einmal ein Junggeselle auskäme, geschweige ein Familien= 
vater. „Meine Herren, man stellt sich immer als eine Seligkeit vor, wenn man zum 
erstenmale mit Excellenz angeredet wird, und doch kostet der erste Tag gleich 6000 Mark 
— so viel Gold ist an der Minister-Galauniform, und so viel muß man selbst zahlen, wenn 
man die Uniform von seinem Vorgänger übernimmt, was oft ganz unausführbar ist. 
Bedenken Sie die Arbeit des Schneiders, als nach Falk Puttkamer kam, nach Kameke Bron- 
sart ... Ich hoffe, die Herren im Parlamente werden mir keinen Querstrich machen, 
wenn die königliche Staatsregierung mit einem Antrage auf Erhöhung der Ministergehälter 
an Sie herantritt.“ — „Da haben wir den Salat.“ rief ein Tischgast aus, „daher der 
wunderbare Johannisberger.“ 
Genug, Herr Camphausen speiste nur ausnahmsweise im Kreise guter Freunde und 
bervorragender Weinkenner zu Hause. Er nahm sein Diner in dem „Millionär-Klub“ in 
der Jägerstraße an der Seite von Delbrück. Beide teilten sich regelmäßig in eine halbe 
Flasche Medoc, und auch diese tranken sie oft nicht ganz aus. Das geschah selbst, als 
der Milliardenregen am dichtesten auf Kastor und Pollux niederprasselte. Nach Tische 
machten sie regelmäßig zu Fuß eine Promenade durch den Tiergarten, der große Kastor 
und der kleine Pollux. Wer ihnen da nahe kam, hörte nichts als große Zahlen von 
mindestens sieben Stellen. Da sprach eines Tages Kastor, der Große, wieder von Richter- 
Hagen. Pollux hörte nicht darauf, er antwortete zerstreut. Kastor berechnete die Ueber- 
schüsse des nächsten Haushaltsetats. Pollux gab gar keine Antworten mehr. Kastor 
sprach eben die Zahl aus: 99 900 000 Mark, da hörte er neben sich Pollux leise deklamiren: 
„Und herrlich in der Jugend Prangen, wie ein Gebild aus Himmelshöhn, sieht er die 
Jungfrau vor sich stehn .. — „Aber, Delbrück!“ — Pollux errötete und gestand seine 
Liebe sowie seinen Entschluß, sich nächstens zu verheiraten. Kastor schlug die Hände über 
dem Kopf zusammen. Er dachte an die halbe Flasche im Millionär-Klub, er dachte an 
die Promenaden im Tiergarten. 
*) Hasselbach verließ Ostern 1838 die Universität, machte beim Oberlandesgericht zu 
Stettin das Auskultator= und das Referendariatsexamen und trat darauf zur Verwaltung über. 
Nach Absolvirung des Referendariats bei der Regierung zu Gumbinnen 1843 zum Regie- 
rungsassessor ernannt und in dieser Eigenschaft der Regierung in Frankfurt zur weiteren 
Beschäftigung überwiesen. Im März 1843 nach Stettin beurlaubt, dort einige Monate 
hindurch interimistisch bei der Direktion der Berlin-Stettiner Eisenbahn-Gesellschaft beschäftigt
	        
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