Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

dem Champagner noch feine griechische Weine. Außer v. Larisch und Graf 
Beust neue Größen. Herr v. Thile hatte Gott weiß woher gehört oder zufällig 
sich gemerkt, daß ich zum Wein Selterswasser trinke, und beschämte mich damit. 
Darnach Cigarren. Nun wurde zärtlich Abschied genommen, nach Hause gefahren 
— da langt 9½ Uhr abends eine Einladung von Bismarck zu einer Sitzung 
auf morgen, Sonnabend, 22. Dezember, an! Verwünschte Ueberraschung — 
aber was kann man weiter thun als ausharren? Hiervon hatte also keiner 
von Bismarcks Kollegen eine Ahnung. Ob nur noch alle Bevollmächtigten hier 
sein werden? Neugierig bin ich, ob und was Preußen den Kleinen etwa zur 
Weihnachtsbescherung für guten Trost mitgeben wird.“ 
* 
22. Dezember 1866. 
„Ich werde froh sein, wenn ich erst in die alte Ordnung zurückgekehrt 
sein werde.“ 
* 
2. Januar 1867. 
„Wie das vorigemal glücklich in Berlin angelangt und alles in gutem 
Zustande und wohl vorbereitet gefunden.“ 
* 
3. Januar 1867. 
„Bei Savigny meine Karte abgegeben mit der Notiz, ich sei seit gestern 
wieder hier. Von meinen Kollegen und sonstigem Weiteren habe ich noch keine 
Witterung.“ 
(Ausführliche Beschreibung des bei einem Freunde eingenommenen Diners.) 
„Keine Einladung zu morgen! 
„Das ist die Tagesarbeit eines Abgesandten zur Errichtung des Nord— 
deutschen Bundes! — Die Arbeit wird wohl nachfolgen mit der Sorge. Ich 
hätte aber heute ebensogut abreisen können wie gestern. Der Tag ist verloren, 
wenn ich nicht den hiesigen Aufenthalt, so total verschieden von dem heimischen, 
mit einer Art von Badekur vergleichen soll. 
„Graf Beust, der mich noch abends besuchte, wußte über die Hauptsache 
auch wenig Tröstliches; morgen sollte Sitzung sein; zu fürchten: um 
1 Uhr. Die kleineren Staaten sollen alle auf Verminderung des zweiten Faktors 
des Multiplikationsexempels (bei uns 225 Thaler multiplizirt mit 1930) hin- 
arbeiten wollen, v. Watzdorf an der Spitze. Meiningen kann das nicht leisten, 
andere, z. B. Waldeck, gewiß nicht und Altenburg wahrscheinlich ebensowenig, 
denn sie behaupten bankerott zu werden, wenn sie mehr gäben als Preußen, 
und was Preußen zahle, leisten sie schon jetzt; also wie Pio IX: non possumus. 
„Vergessen habe ich leider, den Grafen zu fragen, wie lange er denke, 
daß die Verhandlungen noch dauern werden. Schwerlich hat er jedoch darüber 
etwas gewußt. Morgen wird man eine ungefähre Uebersicht gewinnen. Noch 
sagte er, daß Mecklenburg und Braunschweig, weil sie bisher schon mehr Truppen
	        
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