Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Erster Band. Der Bundesrat des Norddeutschen Bundes (1867-1870). (1)

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Kollegen waren noch ein Graf Henkel (nicht Guido) und ein Herr von Knebel. 
Wenn Bismarck in Potsdam anwesend war,“) aß er häufig zusammen mit 
seinen Kollegen; wenn es warm war, auf einem in dem Empfangsgebäude der 
Eisenbahn eine Treppe hoch gelegenen Plateau, en plein air. Eines Tages 
bemerkte Bismarck bei Tische, er wolle es fertig bekommen, von besagtem Plateau 
aus eine leere Champagnerflasche über den ganzen Eisenbahnperron zu werfen. 
Als einer der Tischgäste, der Stadtgerichtsrat v. Piper, dies für unmöglich 
erklärte, proponirte Bismarck ihm eine Wette. Wer verlöre, solle alle Anwesenden 
nächstens zu Tische einladen und für ein splendides Diner zu sorgen haben. 
Die Wette wurde sogleich ausgefochten. Bismarck ergriff eine Champagnerflasche 
und schleuderte sie mit aller Gewalt in der Richtung des Bahnperrons. In 
diesem Augenblicke rollte auf dem letzten Geleise ein Bahnzug herein, an dem 
die Flasche zerschellte. Durch die Unparteiischen wurde festgestellt, daß Bismarck 
die Wette gewonnen habe, da die Flasche, wenn der Zug nicht dazwischen 
kam, unfehlbar über das letzte Geleise hinausgefallen wäre. Als der Stadt- 
gerichtsrat von Piper an einem der nächsten Tage sein Wettdiner gab, erhob 
er sich alsbald, um einen Toast zu halten; demselben war aber die Gabe, seine 
Gedanken kurz zusammen zu fassen, versagt. Endlos sprach er zu den Tisch- 
genossen, die immer unruhiger wurden, den Redner fortwährend unterbrachen und 
zu trinken begannen, ohne den Schluß des langweiligen Trinkspruches abzuwarten. 
Kaum aber hatte v. Piper geendet, als der Referendar Bismarck an das Glas 
schlug, sich erhob und unter ungeheurem Beifall der anderen Tischgäste anhub: 
Es lebe die Würze 
der Kürze! 
Es lebe unser lieper, 
Herr Stadtgerichtsrat von Piper. 
v. Larisch hatte während seiner Beschäftigung bei dem Oberpräsidium 
der Rheinprovinz in Coblenz, die ihn auch zeitweise nach Frankfurt a. M. und 
namentlich während der Beratungen über den Malmöer Waffenstillstand in Be- 
rührung mit hervorragenden Gliedern der Nationalversammlung führte, die 
Ueberzeugung gewonnen, daß die deutsche Frage nicht wieder von der Tages- 
ordnung schwinden, aber mit einem für das aus dem französischen Befreiungs- 
kriege hervorgewachsenen Preußen an der Spitze ohne einen sehr ernsten Konflikt 
mit Oesterreich nicht zu lösen sein werde. 
Dieser Ueberzeugung gab v. Larisch in Naumburg während des Erfurter 
Parlaments Bismarck gegenüber Ausdruck, worauf dieser erwiderte: „Das ist 
auch meine Ueberzeugung, nie aber darf Preußen sich auf dies Duell unter 
Sekundirung der Demokratie einlassen.“ 
Die nächste Begegnung von Bismarck und Larisch kennen wir aus meinem 
*) Nicht selten ging er tagelang auf eine Besitzung zwischen Potsdam und Werder; 
die Kollegen sagten dann, er habe wieder einmal das Bedürfnis nach „Einsiedelei“. 
Poschinger, Fürst Bismarck und der Bundesrat. I. 19
	        
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