— 26 —
heirateten Tochter. Am leichtesten hätte ich es gehabt; aber im Winter so oft
hin und her reisen? — Es sind ja auch nun morgen drei Wochen verflossen,
seit wir hier sind, und da gewinnt es doch den Anschein, daß etwas habe
geschehen müssen. Denn warum entzieht Preußen 20 Minister ihren heimi-
schen Funktionen so lange? Vielleicht will man den Beweis führen, wie un-
nötige Personen wir seien, — denn wir haben in der That gebummelt und
gar nichts geleistet. Freilich wird das jeder nur im Vertrauen bekennen!
aber die Diener sind ja erfahren genug, die Thätigkeit, respektive das Faulenzen
ihrer Herren zu beurteilen, und werden davon nicht schweigen. Preußen
andererseits wird kalkuliren: Nun, nachdem wir alles seit 4—5 Wochen er-
wogen haben, was von den Kleinen vorgebracht worden, sind wir zur vollen
Reife unserer Propositionen gelangt, und nun ist die Sache en gros, vielleicht
en bloc abzumachen. Was nicht ganz klar ist, behalten wir in der Hand;
unsere Bundesgenossen müssen ja diese schließlich doch küssen. Vermutlich wird
man morgen (23.) sicher sehen können; noch ist aber keine Einladung zur
Sitzung erfolgt.
„Plötzlich bringt mein Diener hocherfreut ein Couvert, in der süßen Hoff-
nung, es sei eine Einladung zur morgenden Sitzung. Nichts da, — es ist
nur ein Abdruck des Protokolls. Schrecklich, daß darin von einer ersten
förmlichen Sitzung die Rede ist; da müssen doch noch andere folgen; wie
viele!?“
*
23. Januar 1687.
„Keine Sitzung auf heute angesagt. Ich habe meinen Diener soeben zu
Watzdorf geschickt, um den fragen zu lassen, was er glaube, daß aus der Sache
noch werden solle?
„Daß die Konservativen in Anhalt mit ihren Parlamentswahlen nachfolgen,
finde ich sehr klug. Die Liberalen haben sich nun abgestrampelt und ihr Pulver
verschossen. Mein Diener kommt von Watzdorf zurück; er weiß von gar nichts,
eine Sitzung finde nicht statt. Was soll man thun? Und dazu drängt die
Allodialsache, und die verlorene Zeit peinigt und drückt mich. Was sich nur
der Herzog denken mag! Ich habe ihm in meinen Berichten die Wahrheit
gesagt und mit nichts hinter dem Berge gehalten. Vermutlich denkt er wenigstens,
daß wir Abgesandten fleißig unter uns konferiren; worüber aber, was nicht
schon zehnmal durchgesprochen wäre? Und bei unserer letzten Zusammenkunft,
vorgestern, war es wirklich schon nahe daran, daß wir in Selbstironie uns vor
einander schämten! Der König soll unwohl sein. Schon am Ordensfesttage
abgespannt. Seitdem fast täglich: Truppen in Potsdam besehen, in ungeheiztem
Zimmer gefrühstückt, noch eine Jagd hinterher, — das ist für den alten Herrn
doch wohl zu viel gewesen. Er hat kein bestimmt ausgesprochenes Uebel, son-
dern nur große Mattigkeit, — kein Geschäft, kein Vortrag. Eine auf heute