— 50 —
Bismarcks aus streng sachlichen Gründen mit großer Entschiedenheit entgegen-
zutreten.!) Bismarck gab in der Sache nach. An demselben Abend traf Bis-
marck zufällig auf einem Hoffest mit Frau v. Pommer-Esche zusammen: „Ihr
Mann hat mich heute schmählich geärgert. Aber recht hatte er, und ich wäre
froh, wenn wir viele so ausgezeichnete Männer hätten, wie er ist.“““)
Pommer-Esche war eine ungemein selbstlose Natur — alles andere als
ein Streber. Sein reiches Wissen zog Bismarck an; einmal nahm er sogar
an einem größeren Diner im Pommer-Escheschen Hause teil. Die Fürstin
Bismarck beehrte auch die musikalischen Soiréen daselbst mit ihrem Besuch.
Zur Beerdigung Pommer-Csches schickte Bismarck seinen nahen Verwandten,
den im Reichskanzler-Amt beschäftigten Legationsrat Grafen Bismarck-Bohlen.
Ministerialrat Günther“)
(geboren 8. März 1811, gestorben 13. September 1892).
In die größere Oeffentlichkeit gelangte Günthers Name, als er im
Juni 1861 zum Vizepräsidenten der Regierung zu Coblenz ernannt und im
Jahre darauf als Kommissar der preußischen Regierung sowie als Vorsitzender
der Zollvereinskommission zur Weltausstellung nach London entsandt wurde.
Im Januar 1863 erfolgte seine Beförderung zum Wirklichen Geheimen
Ober-Finanzrat und Direktor der Etats= und Kassenabteilung im Finanzministerium.
Dieses Amt, in welchem nach den damaligen Einrichtungen insbesondere auch
der Schwerpunkt für die Bearbeitung der Personalien sämtlicher höheren Ver-
waltungsbeamten lag, verwaltete er bis zum April 1870, um welche Zeit er
zum Präsidenten der Seehandlung ernannt wurde. Am 30. November 1872
*) Auch bei der Frage, ob im Jahre 1864 Oesterreich eine Aussicht auf eine Zoll-
einigung eröffnet werden sollte, stellte sich PFommer-Esche auf die von Bismarck bekämpfte
Delbrücksche Seite. (Brief Bismarcks an Roon d. d. 16. Okt. 1864, in Roons Denk-
würdigkeiten, Bd. II. S. 213).
*“) v. Pommer-Esche war beteiligt bei der durch den Bundesrat beschlossenen Einver-
leibung der Unterelbe in den Zollverein. Sein Name stand, wie Bismarck in der Sitzung
des Reichstags vom 18. Mai 880 hervorhob, unter dem betreffenden Ausschußbericht vom
16. Juli 1868.
***) William Bastrow v. Günther. Besuch des Joachimsthaler Gymnasiums in Berlin.
Studium der Rechts= und Staatswissenschaften in Heidelberg, Bonn und Berlin. 1836 erste
juristische Prüfung in Berlin. 1838 Kammergerichtsreferendar, 1838 Referendar bei der
Regierung zu Frankfurt a. O. 1841 Regierungsassessor. 1843 Einberufung als Hilfs-
arbeiter bei der Etats= u. Kassenabteilung in das Finanzministerium. 1848 Versetzung an die
Regierung in Stettin, 1849 Ernennung zum Regierungsrat, 1853 zum Vorsitzenden
der Berliner Einschätzungskommission. 1854 Ernennung zum Mitglied der Generaldirektion
der Seehandlungssocietät mit dem Charakter als Geh. Finanzrat; kurze Zeit darauf Ein-
tritt in das Finanzministerium als vortragender Rat, 1859 Beförderung zum Ober-
Finanzrat.