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gegeben, indem er ihn aufforderte, das Schiedsrichteramt in dem Eisenbahnstreit
des Baron Hirsch mit der türkischen Regierung zu übernehmen. Pape hatte
Lust abzulehnen, wegen seines Vorsitzes in der Gesetzgebungskommission. Auf
eine Anfrage bei dem Fürsten Bismarck, ob er annehmen solle, erhielt Pape
aus Friedrichsruh (27. August 1888) die Antwort durch den Unterstaatssekretär
Berchem, daß der Fürst sehr darum bäte, und daß er Dr. Pape persönlich
dankbar sein würde, wenn er annähme.
Das betreffende Schreiben") lautet:
Friedrichsruh, den 27. August 1888.
Seiner Excellenz dem Wirklichen Geheimen Rat Herrn v. Pape, Berlin.
Eurer Excellenz gefälliges Schreiben von gestern habe ich zu erhalten die
Ehre gehabt und würde politisch nicht nur kein Bedenken haben, wenn Sie
das von der türkischen Regierung Ihnen angetragene Schiedsamt übernehmen
wollten, sondern es auch für die Reichsinteressen von direktem Nutzen halten.
Es handelt sich bei der Streitfrage um langjährige Differenzen zwischen
der Pforte und dem Baron Hirsch, deren Beilegung im Interesse des Friedens
und des Verkehrs in hohem Grade wünschenswert ist, und für welche sich eine
so günstige Konstellation vielleicht nicht so bald wieder bietet, wenn die jetzige
in Folge einer Ablehnung Eurer Excellenz ungenutzt vorübergehen sollte. Ich
kann mir natürlich kein Urteil über die Wirkung erlauben, welche die Ueber-
nahme des Schiedsamtes auf Eurer Excellenz sonstige Geschäfte haben würde,
aber vom politischen Standpunkte aus würde ich Ihnen persönlich dankbar sein,
wenn Sie sich dieser Aufgabe unterziehen wollten, und dieselbe Auffassung
wird meines Erachtens bei der uns eng befreundeten Wiener Regierung Platz
greifen.
von Bismarck.
*
Darauf entschloß sich Dr. Pape zu dem Kommissorium; es wurde aber
vereitelt durch seine plötzliche Krankheit und durch seinen Tod. Infolge dessen
übernahm Professor Gneist das bewußte Schiedsrichteramt.
Contre-Admiral Jachmann**)
(geboren 2. März 1822, gestorben 24. Oktober 1887).
Wie die alten Marinebefehle besagen, wurde Jachmann mittelst Aller-
höchster Ordre vom 28. August 1867 bis auf weiteres zum Bevollmächtigten
zum Bundesrat und zugleich, auf Grund der Bestimmung im Artikel 8 der
*) Bisher noch nicht veröffentlicht.
*“) Besuch des Gymnasiums zu Marienwerder, erste Reise 1839—1844 auf dem der
preußischen Seehandlung gehörigen Schiff „Kronprinz“ nach Westindien, 1844—1848
Dienst auf der Korvette „Amazone“ im Mittelmeer und an der Küste Amerikas, 1815
Marinelieutenant, 1849—1852 Kommando über eine Kanonenbootflottille in Stralsund,