Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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Rechtsverhältnisse des „Wolffschen Telegraphenbureaus“ Bescheid wisse. Der 
Gefragte mußte bekennen, daß er davon nicht die leiseste Ahnung hätte. „Dann 
bitte, informiren Sie sich, und legen Sie mir eine kurze Denkschrift über die 
Sache vor. Die Sache hat übrigens keine Eile,“ fügte der Fürst hinzu; 
„morgen mittag kommt sie noch zeitig genug.“ Des Fürsten Verlangen, der 
von seiner riesigen Arbeitskraft auf die anderer schloß, wurde unter Zuhülfenahme 
der Nacht erfüllt. 
Als im Jahre 1877 im Herrenhause eine Interpellation über die Ver— 
wendung des Welfenfonds angekündigt wurde, hatte Fürst Bismarck anfangs 
die Absicht, sie persönlich zu beantworten. Er wolle frei von der Leber weg 
reden, erklärte er in der vorhergehenden Sitzung des Staatsministeriums, und 
legte dem Justizminister Leonhardt eine Reihe von Kraftausdrücken, die er zu 
gebrauchen gedenke, zur Begutachtung vor mit der Frage, ob das wohl Injurien 
wären. Leonhardt mußte bejahen. Der Fürst wurde ärgerlich und erklärte, 
dann wolle er lieber gar nicht antworten. Zunächst wurde Camphausen damit 
beauftragt, dann der vortragende Rat v. Tiedemann, und zwar erst in der 
Nacht vor der Sitzung, der sich seiner Aufgabe im Herrenhause besser entledigte, 
als er selber geglaubt hatte. Bismarck drückte darauf Tiedemann dankend die 
Hand — eine der wenigen Anerkennungen, die er sich rühmen durfte, von dem 
in dieser Hinsicht sehr sparsamen Kanzler erhalten zu haben. 
In der neuen Reichskanzlei, zu deren Chef Tiedemann ernannt wurde, 
ging es mit großer Präzision her. Bismarck war damals für gewöhnliche 
Sterbliche sehr schwer zugänglich. Selbst die Minister mußten, falls sie nicht 
vorher beizeiten angemeldet waren, oft stundenlang in der Kanzlei warten. 
Eines Tages fährt der König von Sachsen vor, um beim Fürsten vorzusprechen. 
Dem Portier wird begreiflich gemacht, daß der König zum Fürsten wolle; der 
biedere Mann fragt jedoch zunächst, ob der Besuch vorher angemeldet sei, und 
replizirt, nachdem das verneint, kurz entschlossen, daß er den König dann nicht 
melden könne. Der König mußte fortfahren. Die Sache kam dem Fürsten 
glücklicherweise gleich darauf zu Ohren, so daß er in der Lage war, seinen Sohn 
Herbert zum König zu senden und um Entschuldigung des Mißverständnisses 
zu bitten. 
Unpünktlichkeit konnte der Fürst nicht vertragen. Einmal ließ ein deutscher 
Großherzog den Fürsten um eine Unterredung ersuchen. Der Fürst antwortete, 
es werde ihm eine hohe Ehre sein, den Besuch um 9 Uhr abends zu empfangen. 
Als die neunte Stunde nahte, entledigte sich der Fürst, während ihm Vortrag 
gehalten wurde, seiner Interimsuniform und ließ sich einen Waffenrock mit dem 
entsprechenden Großkreuz anlegen. Es wurde 9¼ Uhr und die Königliche 
Hoheit war noch nicht da. „Bringen Sie mir meinen Interimsrock wieder 
und hängen Sie diesen da wieder weg,“ sagte der Fürst zu seinem Diener 
und nahm am Arbeitstische Platz. Gleich darauf erschien der Großherzog;
	        
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