Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

II. Abschnitt. 
Die neuen Bevollmächtigten zum Bundesrat. 
1. Vreußen. 
Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern Bitter!) 
(geboren 27. Februar 1813, gestorben 12. September 1885). 
Bitter war mit Bismarck schon lange vor seiner Ernennung zum Finanz- 
minister bekannt. Zur Charakterisirung des Verhältnisses vor Bitters Eintritt 
in das Finanzministerium dient der folgende Brief, den der Kanzler am 
1) Karl Hermann Bitter, der jüngste von drei Söhnen einer altpreußischen 
Beamtenfamilie mit den ehrenwertesten Traditionen, trat 1833 als Gerichtsauskultator zu 
Berlin in den Dienst ein und wandte sich darauf der Verwaltungscarrière zu. Als 
Regierungsrat an den Regierungen in Frankfurt a. O., dann in Minden beschäftigt, erhielt 
er 1856 ein Kommissorium nach den damaligen Donaufürstentümern und war bis zum 
Jahre 1860 Mitglied der europäischen Donaukommission zu Galatz. Darauf wurde er als 
preußischer Kommissar bei der Rheinschiffahrtskommission in Mannheim verwandt, 1869 
zum Ober-Regierungsrat und Leiter der Finanzabteilung der Regierung zu Posen ernannt, 
1870, während des Krieges mit Frankreich, dort mit der Verwaltung der Präfektur erst 
in Epinal, dann in Nancy beauftragt und 1872 von Posen als Regierungspräsident nach 
Schleswig versetzt. Diese Stellung vertauschte Bitter im Jahre 1876 mit derjenigen des 
Regierungspräsidenten in Düsseldorf. Im Jahre 1877 erfolgte seine Ernennung zum 
Unterstaatssekretär im Ministerium des Innern. Nach dem Rücktritt des Finanzministers 
Hobrecht wurde Bitter mit der Leitung des Finanzministeriums betraut und unter dem 
7. Juli 1879 zum Staats= und Finanzminister ernannt, in welcher Stellung er bis zu 
seinem im Juli des Jahres 1882 erfolgenden Ausscheiden aus dem Staatsdienst thätig 
war. Außer einem größeren biographischen Werke über Johann Sebastian Bach (1865) 
verfaßte Bitter auch (1868) über Philipp Emanuel Bach und Wilhelm Friedrich Bach 
und deren Brüder einige Erinnerungsschriften. Dazwischen erschienen Monographien von 
ihm über verschiedene Mozartsche und Glucksche Opern, auch Beiträge zur Geschichte des 
Oratoriums (1872) und ein Essay über Gervinus, Haendel und Shakespeare. Vgl. das 
Werk (Dr. Robolskys) „Unsere Minister“ S. 187—193. Eugen Richter: „Im Alten Reichstag“ 
Bd. II. S. 191. Zwei Briefe des Grafen Herbert Bismarck an Bitter vom 21. Mai 1873 
und vom 30. März 1879 sowie ein Erlaß Bismarcks an Bitter d. d. Varzin, 30. No- 
vember 1879 finden sich abgedruckt in meinem Aufsatze: „Bismarck im Antiquariat“ im 
Aprilheft 1896 der „Deutschen Revue“ S. 46 ff.
	        
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