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Bildern von Bismarck gemacht hatte. Insbesondere fiel ihm das blonde, fast
gelbe Haar auf, welches das Haupt an den Seiten einrahmte. Graf Bismarck
empfing die Herren in der ihm eigenen, gewinnenden Art in seinem kleinen
Arbeitszimmer; er bat sie, auf einem langen Kanapee ohne Lehne Platz zu nehmen,
und setzte sich selbst ihnen gegenüber auf einen Stuhl, nachdem er die darauf
liegenden dicken Aktenstöße auf den Boden abgesetzt hatte. Der Empfang hatte
nichts von dem Steifen an sich, das Versmann in anderen preußischen Minister-
hotels, besonders bei dem Handelsminister Grafen Itzenplitz erlebt hatte, kein
Druck der Förmlichkeit, nichts von Unnahbarkeit. Nachdem die Besucher den Fall
vorgetragen hatten, bemerkte Bismarck, er könne das Vorgehen des Finanz-
ministers v. d. Heydt wohl begreifen. Aus dem Fordern und Bieten, so meine
der Finanzminister, entstehe eben ein Handel; die Zeit sei aber vorüber, wo
in Deutschland ein Staat ein Vergnügen daran finde, wenn er den andern
finanziell um etliche Thaler schädigen könne. Die Angelegenheit werde auf
bundesfreundlichem Wege erledigt werden. Bismarck stellte hierauf den Herren
anheim, den status causae et controversiae zu Papier zu bringen und ihr
Elaborat unter die Mitglieder des Bundesrats zu verteilen. Die Bevoll-
mächtigten für Bremen und Hamburg entsprachen dieser Anregung Bismarcks
und wiederholten in einem an den Ausschuß für Rechnungswesen gerichteten,
den Mitgliedern des Bundesrats in metallographirter Abschrift zugegangenen
Schreiben die von ihnen in der Hauptsache bereits in ihren früheren Eingaben
geltend gemachten Einwendungen gegen die v. d. Heydtschen Besteuerungspläne.
Die Angelegenheit wurde schließlich auf dem Wege eines Kompromisses
erledigt.
Nachdem die Aversenfrage in der Audienz bei Bismarck erledigt war, bat
Dr. Versmann den Bundeskanzler, noch eine andere Frage zur Sprache bringen
zu dürfen. Hamburg hatte bis dahin noch seine eigene Stempelsteuer, und dieser
Stempel traf auch die Altonaer Kaufleute, falls sie Wechsel in Banko-Valuta
auf sich ziehen ließen, um — was ihnen nach altem Brauche gestattet war —
die Hamburger Bank zu benutzen. Nun waren aber, nachdem in Schleswig-
Holstein die preußische Stempelsteuer eingeführt worden war, diese Altonaer
Wechsel doppelt besteuert, in Preußen und in Hamburg. Altona hatte
bei dem preußischen Finanzminister vergebens den Fortfall des preußischen
Stempels zu erwirken gesucht, und nun war eben Dr. Versmann auf dem
Wege, mit dem betreffenden Ministerialreferenten die Sache ins reine zu
bringen. Der letztere glaubte aber die Verantwortung dafür nicht übernehmen
zu können, daß eine in dieser Angelegenheit bereits zum Abgang vorbereitete
Note Preußens an Hamburg noch länger liegen bleibe. Versmann bat nun
Bismarck, daß diese Note noch etwa 14 Tage zurückgehalten werde, da er bis
dahin den Weg zu einer Verständigung gefunden zu haben hoffte. Der Bundes-
kanzler zeigte auch hier ein freundliches Entgegenkommen. „Gewiß soll die Note