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an Sie 14 Tage zurückbehalten werden, und hoffentlich genügt diese Zeit, um
diesen Zankapfel aus der Welt zu schaffen.“ Auch diese Angelegenheit wurde
bald darauf im Wege der Verständigung erledigt.
Als das wichtigste Kommissorium, das Versmann vor seinem Eintritt in
den Bundesrat nach Berlin führte, kann man wohl seine Ernennung zum Mitglied
der im Jahre 1877 vom Bundesrat eingesetzten Kommission zur Vorbereitung
von Gesetzentwürfen über eine für Rechnung des Reichs zu erhebende Stempel-
und Erbschaftssteuer 1) bezeichnen; der von dieser Kommission erstattete Bericht
darf als ein Werk bezeichnet werden, in dem man für jede Stempelabgabe das
pro et contra gründlich verzeichnet findet.
Versmann war bereits zu Zeiten des Delbrückschen Regimes in seiner
damaligen Eigenschaft als Zollvereinskommissar ein Gegner des Hamburger Zoll-
anschlusses. Als sodann 1878 der Reichskanzler bei dem Senat anfragte, ob
nicht die Zeit gekommen sei, im Interesse des Reiches und Hamburgs der Frage
des Zollanschlusses näher zu treten, gab der Senat die Antwort: Man sei
zwar prinzipiell gegen den Anschluß, weil man davon ausgehe, daß Hamburg
nur als Freihafen die im deutschen Wirtschaftsleben ihm zufallenden Aufgaben
erfüllen könne, sei aber trotzdem zu kommissarischen Verhandlungen bereit. Die
Antwort wurde so aufgefaßt, daß Bismarck von den letzteren Verhandlungen
absehen zu müssen glaubte. Im Jahre 1879 regte der Präses der Handels-
kammer, Ernst Goßler, öffentlich den Gedanken an, die Zeit zum Zollanschlusse
Hamburgs sei gekommen. Er wurde gezwungen, seine Entlassung aus der
Handelskammer zu nehmen.
Ich führe diese Thatsachen nur an, um zu zeigen, mit welcher Stimmung
Versmann zu Hause zu rechnen hatte, als er im April 1880 in den Bundesrat
eintrat. Wenige Bevollmächtigte zum Bundesrat haben unter so schwierigen
Verhältnissen im Bundesrat debütirt, wie Versmann, und an wenige Bevoll-
mächtigte sind überhaupt so schwierige Aufgaben daselbst herangetreten, wie an
ihn bei den ersten Verhandlungen, die darauf abzielten, Hamburg zum Auf-
geben seiner Freihafenstellung zu bewegen. In dem sachlichen Teil2) wird
des näheren ausgeführt werden, wie Versmann die Schwierigkeiten besiegt hat,
ohne mit Bismarck, der zu Anfang auf der ganzen Linie gegen ihn kämpfte,
in einen persönlichen Konflikt zu geraten.
Später zeigte sich auch Versmann mit der Neuordnung der Dinge
in Hamburg, wie sie sich unter Aufrechterhaltung eines beschränkten Frei-
) ef. Bd. III. S. 333.
2) Vgl. den zunächst folgenden Abschnitt: Aus der Werkstatt des Bundesrats, bei dem
Kapitel Zoll= und Steuerwesen.