Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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Hiermit stimmt es überein, wenn das Kommerzkollegium in Altona in 
seinen Jahresberichten darauf hinweist, daß der dortige Großhandel gegenüber 
dem Hamburger immer mehr an Bedeutung verliere, daß keine neuen Häuser 
von Erheblichkeit in Altona entstehen, daß strebsame Leute nach Hamburg über— 
siedelten, daß Altona immer mehr eine Vorstadt von Hamburg werde, und daß 
die Altonaer Industrie nicht gedeihen könne, weil ihr wegen der unmittelbaren 
Nähe der Zollgrenze nur der Platzkonsum zur Verfügung stehe. 
Aus der unter II beigefügten Nachweisung der in den Jahren 1868 bis 
1879/80 in Altona zur Gewerbesteuer vom stehenden Gewerbe veranlagten 
Gewerbetreibenden geht hervor, daß ungeachtet der Zunahme der Bevölkerung 
die Anzahl derjenigen, welche Handel in bedeutendem oder auch nur in mittlerem 
Umfange betreiben (Klasse A 1 und All), in der Abnahme begriffen ist, während 
die Zunahme der zum Mittelsatze von 24 -X in Klasse B und II besteuerten 
Händler und Handwerker ein bedenkliches Zeichen für den lediglich in den 
geringsten Verhältnissen sich bewegenden Verkehr ist. Ebenso haben, wie die 
angeschlossene Nachweisung III ergibt, die Erträge an klassifizirter Einkommen- 
steuer und Klassensteuer mit dem Anwachsen der Bevölkerung keinen gleichen 
Schritt gehalten, sondern sind, obwohl an sich gestiegen, doch relativ zurück- 
gegangen. Es würde leicht sein, dies des näheren nachzuweisen. Alles deutet 
darauf hin, daß der Wohlstand der Bevölkerung der Stadt Altona stetig ab- 
nimmt, und daß, was die Vermehrung der Bevölkerungsziffer anbelangt, ein 
sehr starker Zuzug von Personen mit geringem Einkommen stattgefunden hat, 
von welchen ein großer Teil für Hamburger Geschäfte arbeitet, und welche der 
städtischen Kasse erhebliche Ausgaben, namentlich in Bezug auf Schul= und 
Armenverwaltung, verursachen, dagegen nur verhältnismäßig geringe Beiträge 
zur Stadtkasse leisten. 
Unter diesen Umständen kann die preußische Regierung sich der Verpflichtung 
nicht entziehen, den Einschluß Altonas in das Zollgebiet ernstlich ins Auge zu 
fassen. Es ist zu hoffen, daß dadurch nicht bloß der in Verbindung mit dem 
Zollinlande frei gewordene Handel dieser Stadt neue und auf dem direkten 
Verkehr mit dem gesamten deutschen Hinterlande sichere Grundlagen gewinnen 
würde, sondern auch, daß die gewerbliche Thätigkeit dieser Stadt einen neuen 
Aufschwung erlangen und, befreit von der übermächtigen Konkurrenz Hamburgs, 
zu einer selbständigen Entwicklung werde kommen können. 
Der Ausführung einer solchen Maßregel stehen indessen bei den örtlichen 
Verhältnissen erhebliche zolltechnische Schwierigkeiten entgegen. 
Die Grenze zwischen Altona und der hamburgischen Vorstadt St. Pauli 
läuft auf einer langen Strecke zwischen Häusern und Höfen durch und ist für 
Errichtung einer Zollgrenze sehr ungeeignet, da nirgends eine weitere Umsicht 
für die Kontrollbeamten möglich ist. Eine viel bessere Grenze würde sich 
gewinnen lassen, wenn zugleich mit Altona ein Teil der hamburgischen Vor-
	        
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