Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

— 235 — 
mals eine Revision eintreten zu lassen. Letztere kann bei Schiffsladungen, die, wie 
es auf der Elbe so sehr oft vorkommt, aus Torf, Mauersteinen und dergleichen 
bestehen, also nicht mit Verschluß abgefertigt werden, nur durch vollständige 
Ueberwachung der Ausladung vorgenommen werden. Derartige Abfertigungen 
nehmen daher erhebliche Zeit in Anspruch und verursachen erhebliche Wei- 
terungen, Zeitaufwand und Kosten, ohne daß die Zollkasse davon irgend einen 
Vorteil hat. 
Im Etatsjahr 1879/80 sind nun in den holsteinschen Elbhäfen, exklusive 
Altona, 4452 Schiffe angekommen, welche von hannoverschen Zollämtern an 
der Elbe zum Ausgang unter Vorbehalt des zollfreien Wiedereingangs ab- 
gefertigt waren; in den hannoverschen Häfen kamen 3055 derartige von 
holsteinschen Zollämtern an der Elbe abgefertigte Schiffe an. Hierzu muß die 
erhebliche Zahl derjenigen beladenen Schiffe gerechnet werden, welche den Verkehr 
auf derselben Seite des Elbufers vermitteln. Es wurden zum Beispiel von 
Harburg aus nach Orten des linken Elbufers im Durchschnitt der drei Jahre 
1875/77 jährlich 632 Schiffe, von der Ostemündung jährlich 1403 Schiffe 
abgefertigt. Dieser für die Zollverwaltung mit erheblicher Arbeit verknüpfte, 
aber, wie bemerkt, für die Zollkasse einflußlose Verkehr dürfte noch einen um- 
fangreichen Zuwachs erhalten, sobald der Anschluß Altonas, einer Stadt von 
zwischen 80= und 90000 Einwohnern, verwirklicht sein wird. Denn es muß 
erwartet werden, daß die Beziehungen Altonas zu den beiderseitigen Zollhäfen 
der unteren Elbe nach dem Anschlusse erheblich an Umfang gewinnen werden, 
weil der Bezug bereits verzollter ausländischer Waren aus Altona im Bereiche 
der Wahrscheinlichkeit liegen wird. 
Daß der eben geschilderte Verkehrszustand innerhalb desselben Staats und 
ohne jeden Vorteil für die Staatskasse oder für das Publikum, welches davon 
betroffen wird, an sich ein unhaltbarer, für die Dauer nicht aufrecht zu hal- 
tender ist, wird nicht zweifelhaft sein können. 
Es ist daher die preußische Regierung zu der Ueberzeugung gelangt, daß 
es im Interesse der Elbhäfen abwärts von Altona und Harbung, sowie im 
allgemeinen Landes= und Verkehrsinteresse liegt, die vorhandenen Schwierigkeiten 
aus dem Wege zu räumen, die Elbe von diesen Punkten abwärts dem Zoll- 
gebiete anzuschließen und damit freien Verkehr für alle inländischen sowie für 
die zollfreien oder verzollten ausländischen Waren zu schaffen. Sie glaubt, 
daß es notwendig sei, die Grenzzolllinie Preußens und Deutschlands dahin zu 
verlegen, wohin sie der Natur der Sache nach und gemäß Art. 33 der Ver- 
fassung des Deutschen Reichs gehört, nämlich dorthin, wo die Elbe in die 
Nordsee fließt, und wo die Grenze des Reichsgebiets dem Weltmeer oder fremden 
Staaten gegenüber liegt. 
Bei Altona wird der Anschluß der Elbe an das deutsche Zollgebiet an 
derjenigen Stelle eintreten müssen, wo infolge des Anschlusses der Stadt künftig
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.