Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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lichen Vorträge bei Bismarck einschränkte, soviel es nur immer ging; die Folge 
davon war, daß er mehr und mehr die Fühlung mit dem Kanzler verlor, bis 
dieser ihn einmal zu seiner Ueberraschung fragte, ob er nicht die Stelle des 
Staatssekretärs im Ministerium für Elsaß-Lothringen annehmen wolle. Am 
17. August 1880 erfolgte Hofmanns Verabschiedung als Staatssekretär des 
Innern und preußischer Handelsminister. 1) 
Die „National-Zeitung“ schrieb in einem Artikel, worin sie die staats- 
männische Wirksamkeit des Staatsministers Hofmann zusammenfaßte: 
„Unter Hofmanns Verwaltung ist das einst so umfassende Reichskanzler- 
Amt Stück für Stück seiner Befugnisse entkleidet worden, die zu besonderen 
Reichsämtern sich auswuchsen; nach der Wegnahme der Reichs-Finanzverwaltung 
blieb nur noch ein geringer Rest, dann wurde auch der Name Reichskanzler- 
Amts-Präsident ad acta verschrieben. Der Staatssekretär des Innern trat 
in die Reihe der anderen Staatssekretäre ein. 
Für die so sich steigernde Trockensetzung seiner Stellung konnte Herrn 
Hofmann auch das nicht entschädigen, was vom preußischen Handelsministerium 
übrig blieb, nachdem der Bautenminister und der Kultusminister die prinzipalen 
Teile davongetragen hatten. Hofmann zieht sich jetzt auf ein Verwaltungsamt 
zurück, das während des Höhestands des Reichskanzler-Amts nicht viel mehr 
als ein Annex desselben war. 
So bildet in dem Schauspiel der Personalveränderungen und der Behörden- 
schiebungen der letzten Jahre die Berufung, Wirksamkeit und der Abgang des 
Herrn Hofmann eine der merkwürdigsten Episoden. Man muß zugeben, daß 
Herr Hofmann auf den exponirtesten Posten plazirt wurde und gerade da, wo 
die materiellen und formellen Neuerungen, die wirtschaftlichen und politischen 
Pläne des Reichskanzlers ansetzen sollten. Auch eine Persönlichkeit, die festere 
Wurzeln im preußischen Dienst geschlagen gehabt hatte, würde hier den schwierigsten 
Standpunkt gefunden haben. Da, wo Delbrück die Stellung nicht mehr haltbar 
fand, konnte sie Hofmann nicht behaupten. An ausdauerndem Fleiß, an Eifer 
für den Dienst, an der Bemühung, sich in so eigentümliche Verhältnisse hinein- 
zuarbeiten, hat Hofmann es sicher nicht fehlen lassen. Seine Sachkenntnis und 
hervorragende Begabung wurden allgemein anerkannt, wie die Milde und das 
Wohlwollen seines Wesens. Allein alle diese Eigenschaften, die ihn zum Aus- 
weichen sehr geschickt machten, konnten über die wachsenden inneren und äußeren 
Unmöglichkeiten seiner Stellung nicht hinweghelfen. 
Hofmann hat als Minister eines kleinen und eines großen Staates gewirkt; 
seine Vorbildung befähigt ihn daher, beinah als Spezialität eine Art von 
1) Ein in Kohls Bismarck-Regesten übersehenes Schreiben des Reichskanzlers (J. V. 
Hofmann) an den deutsch-israelitischen Gemeindebund, betreffend die Anerkennung des Ver- 
söhnungsfestes als Feiertag, d. d. 20. April 1878, findet sich in der „Voss. Ztg.“ Nr. 215 
v. 13. 9. 78. 
Poschingen, Fürst Bismarck und der Bundesrat. IV. 19
	        
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