Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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7. Verhältnis zum Reichstag. 
Die Stellung des Staatssekretärs des Innern, verbunden mit der all- 
gemeinen Stellvertretung des Reichskanzlers und dem Vorsitz im Bundesrat, 
bringt es mit sich, daß derselbe weit häufiger im Parlament aufzutreten hat 
als irgend einer seiner Kollegen im Reiche. Boettichers parlamentarische Thätig- 
keit war denn auch eine überaus intensive. Er wurde mehr und mehr der 
eigentliche Sprechminister, das Sprachrohr des Reichskanzlers, wenn dieser 
nicht selbst im Reichstag erscheinen konnte oder wollte, und das Sprachrohr 
des Bundesrats. Dazu kam noch die Vertretung seines eigenen Ressorts, die 
Boetticher so gewissenhaft pflegte, daß seine sprechlustigen Räte nur äußerst 
selten zu Worte kamen. 
In einer Kritik seiner parlamentarischen Wirksamkeit aus der Feder von 
Dr. Robolsky finde ich nachstehende Stelle: „Herrn v. Beetticher ist es ge- 
lungen, wenn nicht alle Parteien mit sich zu versöhnen, so doch durch die Art 
seines Verhaltens zu den Parteien den Gegensätzen ihre Schärfe zu nehmen. 
Herr Richter selber rühmt seine Sachlichkeit, die parlamentarische Uebung, die 
Sicherheit seines Auftretens, die Tüchtigkeit in seinem Ressort, auch die juridische 
Bildung. Herr v. Beetticher ist überaus glücklich in der Polemik und versteht 
es, allen Parteien gerecht zu werden. Wer bis in das Hotel des Staatssekretärs 
zu gelangen Gelegenheit hatte, wußte auch von dem treffenden Witz und den 
gesellschaftlichen Talenten desselben zu erzählen. Die guten Umgangsformen 
16. Januar 1889: Schreiben an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses v. Köller, betr. 
die Uebersicht der von der Staatsregierung gefaßten Entschließungen auf Anträge und 
Resolutionen des Hauses der Abgeordneten — Nr. 21 der Drucks. — 29. April 1889: 
Schreiben an den Präsidenten des Herrenhauses Herzog von Ratibor und den Präsidenten 
des Abgeordnetenhauses v. Köller, betr. die Schließung des Landtags — Nr. 94 der Drucks. 
des Herrenhauses und Nr. 194 der Drucks. des Abgeordnetenhauses. — 23. Januar 1890: 
Schreiben an den Präsidenten des Herrenhauses Herzog von Ratibor, betr. die Uebersicht 
der von der Staatsregierung gefaßten Entschließungen auf Anträge des Herrenbauses — 
Nr. 16 der Drucks. — 23. Januar 1890: Schreiben an den Präsidenten des Abgeordneten- 
hauses v. Köller, betr. die Uebersicht der von der Staatsregierung gefaßten Entschließungen 
auf Anträge und Resolutionen des Abgeordnetenhauses — Nr. 28 der Drucks. — 
20. März 1890: Schreiben an den Präsidenten des Abgeordnetenhauses v. Köller, betr. die 
Entlassung des Fürsten Bismarck und die Ernennung des Generals v. Caprivi zum Prä- 
sidenten des Staatsministeriums — Nr. 106 der Drucks.
	        
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