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der Hauptsache teils gelegentlich wiederholter Einladungen zum Diner, teils am
Bundesratstisch des Reichstags stattgefunden. (Auch mit dem damaligen
Reichstagsabgeordneten, Regierungspräsidenten v. Boetticher, dem späteren
Staatssekretär des Innern, stand damals Mayr in fortlaufenden Beziehungen.)
Gelegentlich einer Reichstagssitzung des Sommers 1879 stellte Fürst
Bismarck am Bundesratstisch an Mayr die Frage, ob er geneigt sei, als Chef
der Finanzverwaltung in das Ministerium von Elsaß-Lothringen einzutreten.
Mayr erwiderte, daß er in seiner dermaligen dreifachen bayerischen Stellung
als Ministerialrat, Professor und Vorstand des Statistischen Bureaus sich durchaus
glücklich fühle, daß er aber doch der ehrenvollen Aufforderung des Fürsten
glaube Folge leisten zu sollen. Es erschien Mayr, wie er auch in seinem an
Seine Majestät den König von Bayern später gerichteten Entlassungsgesuch
hervorhob, als patriotische Pflicht, an dem Ausbau der Verfassung und Ver-
waltung der neuerworbenen Reichslande mitzuarbeiten, zumal es wohl auch
vom bayerischen Standpunkt aus als angemessen zu erachten war, daß hierzu
auch ein Bayer in eine hervorragende dienstliche Stellung berufen werde.
Im Juli 1879 wurde Mayr zum Kaiserlichen Unterstaatssekretär im
Ministerium für Elsaß-Lothringen und zum Vorstand der Abteilung desselben
für Finanzen und Domänen ernannt.
Da Mayr das neue Amt am 1. Oktober 1879 anzutreten hatte, erbat
er zu diesem Tage die Entlassung aus dem bayerischen Staatsdienste, die ihm
unter allergnädigster Anerkennung der mit Eifer und Treue geleisteten aus-
gezeichneten Dienste und unter Verleihung des Ritterkreuzes des Verdienstordens
der Bayerischen Krone bewilligt wurde.
Für Mayr ergaben sich nach dem Antritt seiner neuen Dienststellung im
Reichsland, vor dem er sich im Herbst 1879 1) bei dem Fürsten Bismarck in
Gastein gemeldet hatte, fortlaufend Anlässe zu persönlichen Beziehungen zum
Fürsten bei der Wahrnehmung der dem Chef der reichsländischen Finanz-
verwaltung insbesondere bei Vertretung elsaß-lothringischer Angelegenheiten im
Bundesrat obliegenden Geschäfte. Zunächst war er aus diesem Anlasse als vom
Statthalter von Elsaß-Lothringen in den Bundesrat abgeordneter Kommissar
und nach seiner im November 1880 erfolgten Ernennung zum stellvertretenden
preußischen Mitglied des Bundesrats in dieser Eigenschaft jährlich mehrmals
in Berlin anwesend.
Bei einzelnen bedeutungsvollen Landesangelegenheiten durfte Mayr in un-
mittelbarem mündlichen Vortrag beim Fürsten Bismarck thätig sein; auch erhielt
er Ende November 1880 eine Einladung zum Fürsten nach Friedrichsruh. 2)
In den zwei Tagen seines dortigen Aufenthalts durfte er einen Blick in die
1) In Kohls Bismarck-Regesten unerwähnt.
2) In Kohls Bismarck-Regesten unerwähnt.