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unermüdliche Schaffensthätigkeit des Kanzlers werfen und zugleich den ganzen
Zauber der unübertrefflichen Liebenswürdigkeit des Fürsten und seiner Familie
gegen den Gast über sich ergehen lassen.
Einen weiteren Anlaß zu persönlichen Beziehungen Mayrs zum Fürsten
Bismarck gab die im Winter 1879/80 an ihn ergangene Aufforderung, inhalt-
lich deren er sich in thunlichst ausgedehnter Weise an der Durchführung der
Aufgabe, die Einführung des Tabakmonopols ins Auge zu fassen und un-
verweilt alle dazu dienlichen Schritte zu thun, beteiligen sollte. In Erfüllung
dieser mit Zustimmung der Landesverwaltung Elsaß-Lothringens von Mayr
übernommenen Aufgabe beteiligte sich Mayr eingehend an der Ausarbeitung
des Gesetzentwurfs über das Reichstabakmonopol und an den darüber im Reichs-
schatzamt mit dem damaligen Unterstaatssekretär v. Scholz gepflogenen Kon-
ferenzen, bei welcher Arbeit er durch den Regierungsrat Dr. Roller, Direktor
der Straßburger Tabakmanufaktur, unterstützt wurde. Im Verlauf des hierdurch
bedingten wiederholten Aufenthalts in Berlin erhielt Mayr auch mehrfach mündliche
— insbesondere einer allzusehr fiskalischen Auffassung des Monopolprojekts
entgegentretende — Direktiven vom Fürsten Bismarck.
Den fertiggestellten Monopolentwurf vertrat Mayr alsdann zunächst ein-
gehend im preußischen Volkswirtschaftsrat, dessen Kommission sich für das
Monopol aussprach, während hinterher das Plenum, nachdem anscheinend dessen
Mitglieder bei dem dazwischen liegenden Aufenthalt derselben in der Heimat
einer starken lokalen Agitation gegen das Monopol ausgesetzt gewesen waren,
mit knapper Mehrheit im entgegengesetzten Sinn votirte.
Auch in die Reichstagsverhandlungen über das Tabakmonopol griff Mayr
sowohl im Plenum 1) als in der Kommission ein. Aus Anlaß der Mitwirkung
bei der Aufstellung und Beratung des Gesetzentwurfs, betreffend das Reichs-
Tabakmonopol, wurde Mayr der Königliche Kronen-Orden II. Klasse verliehen.
Außer dem Monopolgesetzentwurf gaben auch verschiedene Landesangelegen-
heiten Mayr Anlaß, als Bevollmächtigter zum Bundesrat an den Reichstags-
debatten sich zu beteiligen, so insbesondere der Angriff gegen die Straßburger
Tabakmanufaktur gelegentlich der Beratung des Reichshaushaltsetats für 1881/82
(Tabaksteuer)?), sowie die am Bundesratstisch ausschließlich Mayr zugefallene
Vertretung des Gesetzentwurfs, betreffend die Oeffentlichkeit der Verhandlungen
und die Geschäftssprache des Landesausschusses in Elsaß-Lothringen.#)
Die erfolgreiche Vertretung des letztgenannten Gesetzentwurfs hat wesentlich
zur Verschärfung der gegen Mayr bald darauf im Landesausschuß gerichteten
Angriffe beigetragen.
1) Reichstagssitzungen vom 10. und 13. Mai und vom 13. und 15. Juni 1882.
2) Reichstagssitzung vom 17. März 1881.
3) Reichstagssitzungen vom 26., 27. und 30. April 1881.