Full text: Fürst Bismarck und der Bundesrat. Vierter Band. Der Bundesrat des Deutschen Reichs (1878-1881). (4)

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„Paris, 4. Januar. Nachrichten aus Berlin zufolge wird, gegenüber den 
von verschiedenen Journalen kolportirten Gerüchten, in dortigen bestunterrichteten 
Kreisen versichert, daß sich Busch im Vatikan über die wahren oder wahr- 
scheinlichsten Absichten des Fürsten Bismarck unzugänglich erwies, und daß 
niemand mit ihm auch nur über die entfernte Möglichkeit der Abreise des 
Papstes nach Fulda oder anderswohin sprach. Busch kündigte die baldige Rück- 
kehr Schlözers nach Rom an, ohne zu sagen, ob diese Rückkehr vor oder nach 
der Einberufung des Landtages erfolgen werde. Indessen verhandelte und löste 
Busch die Frage betreffs der bischöflichen Sitze in Osnabrück, Paderborn und 
Breslau. Die Regierung wird den Bischöfen von Hildesheim, Kulm und Ermeland 
ihre Einkünfte und den Bischöfen von Münster und Limburg ihre Sitze zurück- 
geben; dagegen werden die Erzbischöfe von Posen und Cöln ihre Demission 
geben. Busch erklärte, er könne rücksichtlich des Buchstabens der Maigesetze 
nicht nachgeben; er versprach jedoch eine mildere Auffassung rücksichtlich des 
Geistes derselben. Ueber diese Frage soll Schlözer verhandeln.“ 
Nach der Rückkehr von Rom wurde Busch natürlich sofort von Bismarck 
empfangen (24. Dezember 1881).1) 
Zahlreich sind die bekannt gewordenen unpolitischen Erlasse, welche unter 
der Zeichnung Buschs das Auswärtige Amt verlassen haben, und von denen 
ich einige hier folgen lasse. 
Berlin, 20. Oktober 1882. 
Zirkular-Erlaß an die deutschen Konsulate. 2) 
„Aus Anlaß eines Spezialfalles erlaube ich mir, die Herren General- 
konsuln, Konsuln und Vizekonsuln im Auftrage des Herrn Reichskanzlers wieder- 
holt darauf aufmerksam zu machen, daß sie ihre eigentliche und vornehmste 
Aufgabe in der Förderung des deutschen Handels und dem Schutz der Reichs- 
1) Die „Rheinisch-Westfäl. Ztg.“ schrieb mit Bezug hierauf in der Nr. 1 v. 2. 1. 82. 
Der „Köln. Ztg.“ wird aus Berlin geschrieben: „Ein hiesiges Blatt meldet, daß der Reichs- 
kanzler sich zum Vortrage beim Kaiser gemeldet, den Vortrag indessen später, nachdem er 
mit dem Unterstaatssekretär Busch eine Unterredung gehabt, abgesagt habe. In dieser 
Mitteilung ist richtig, daß der Reichskanzler, wie überhaupt seit der Rückkehr des Dr. Busch, 
jeden Tag, so auch gestern den Unterstaatssekretär empfangen hat; und es ist ebenfalls richtig, 
daß der gestern vom Fürsten Bismarck beabsichtigte Vortrag beim Kaiser unterblieben ist. 
Aber diese beiden Thatsachen stehen in gar keinem Zusammenbange. Der Vortrag des 
Reichskanzlers ist auf Wunsch des Kaisers, der sich gestern nicht ganz wohl fühlte, um 
einige Tage hinausgeschoben. Mit der Mission des Dr. Busch hat diese Absage durchaus 
nichts gemein. Es liegt ja auf der Hand, daß der Reichskanzler nicht erst gestern über 
das, was Dr. Busch in Rom ausgerichtet hat, unterrichtet worden ist.“ 
2) In Kohls Bismarck-Regesten übersehen. Eine Instruktion von Busch nach Wien, 
Petersburg und Rom, d. d. 30. Mai 1882, in Sachen der ägyptischen Frage, kennen wir 
aus einer im Staatsarchiv (XLI. 142 Nr. 7885) abgedruckten Depesche Courcels von dem- 
selben Tage.
	        
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