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Die dem Schreiben des Reichskanzlers an den Bundesrat beigegebene
Anlage l enthielt folgende Uebersicht der Einnahmen aus Grenzzöllen, welche
die wichtigsten europäischen Staaten und die Vereinigten Staaten von Nord—
amerika bezogen: Deutsches Reich Durchschnittsertrag von 1873 —1878 inklusive
119688 266 Mark, auf den Kopf der Bevölkerung 2,83 Mark; Oesterreich-
Ungarn 46 467670 Mark, 1,26 Mark; Frankreich 177288 472 Mark,
4,88 Mark; Italien 81 643.560 Mark, 2,97 Mark; Rußland 190 272000 Mark,
2,65 Mark; Großbritannien 412 221 192 Mark, 12,59 Mark; Schweden
22275 000 Mark, 5,03 Mark; Dänemark 20 346 008 Mark, 10,60 Mark;
Amerika 629911 645 Mark, 16,34 Mark.!)
Das vorstehende Schreiben Bismarcks stand bereits in der Bundesrats-
sitzung vom 23. Dezember 1878 auf der Tagesordnung; aber erst in der Sitzung
vom 30. Dezember wurde dasselbe der Kommission zur Revision des Zolltarifs
zur Erwägung überwiesen, woselbst nunmehr der Schwerpunkt in der Sache
lag. Bei dieser Ueberweisung gaben die Bevollmächtigten für Bayern, Königreich
Sachsen, Baden, Großherzogtum Sachsen, Braunschweig, Anhalt, Schwarzburg-
Rudolstadt, Schaumburg-Lippe, Lippe, Lübeck, Bremen und Hamburg der Vor-
aussetzung Ausdruck, daß durch diese Ueberweisung der Vorlage an die Tarif-
kommission zur Erwägung den Entschließungen der Bundesregierungen in der
Sache selbst nicht vorgegriffen werden solle. Der Bevollmächtigte für Württem-
berg erklärte, daß er dieser Voraussetzung aus dem Grunde keinen Ausdruck
gebe, weil er sie als selbstverständlich erachte. Die Bevollmächtigten für Hessen,
Mecklenburg, Sachsen-Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha,
Schwarzburg-Sondershausen und Reuß jüngerer Linie schlossen sich dieser Er-
klärung des württembergischen Bevollmächtigten an.
Am 3. Januar mittags 12 Uhr trat im Reichskanzler-Amt die Kommission
für die Zolltarifreform zusammen. Die Mitglieder derselben waren: der Königlich
württembergische Staatsminister a. D. Freiherr v. Varnbüler als Vorsitzender,
der Geheime Regierungsrat und vortragende Rat in der Reichskanzlei Tiede-
mann, der Geheime Regierungsrat und vortragende Rat im Reichskanzler-Amt
Burchard, der preußische Geheime Regierungsrat und vortragende Rat im
Ministerium für die landwirtschaftlichen Angelegenheiten Rothe, der preußische
Geheime Ober-Finanzrat und vortragende Rat im Finanzministerium Jähnigen,
der bayerische Ober-Zollrat Franz, der bayerische Regierungsrat Herrmann,
der Königlich sächsische Geheime Finanzrat Zenker, der württembergische Ober-
Regierungsrat Lutz, der badische Ministerialrat Lepique, der hessische Steuerrat
Ruckelshausen, der mecklenburg-schwerinsche Ober-Zolldirektor Oldenburg, der
Großherzoglich sächsische Geheime Finanzrat Dr. Heerwart und der hamburgische
1) Stimmen der Presse über Bismarcks Schreiben s. „Nat.-Ztg.“ Nr. 605 v. 24. 12. 78,
Nr. 608 v. 27. 12. 78, Nr. 609 v. 28. 12. 78, Nr. 612 v. 30. 12. 78.