— 62 —
Was die verschiedenen hierbei in Betracht kommenden Steuerformen angeht,
so dürfte es sich um so weniger empfehlen, den Kreis derselben von vornherein
zu begrenzen, als die Möglichkeit nicht ausgeschlossen ist, daß die Erhebungen
fernere Gesichtspunkte für neue, bisher nicht erwogene Steuerreformen bieten.
Stellen das den Ankauf, die Fabrikation und den Vertrieb des Tabaks
der Privatthätigkeit entziehende Monopol einerseits und das den inländischen
Tabakbau verbietende, dagegen die hohen Eingangszölle, die gewerbliche und
Handelsthätigkeit sonst freigebende englische System andererseits die kon-
sequentest durchgeführten Formen der Tabakbesteuerung dar, so kommen außer
ihnen noch andere Steuerformen in Betracht, welche einzeln oder vereinigt zu
befriedigenden finanziellen Ergebnissen führen können. Von den den Eingangs-
zoll und die Besteuerung des heimischen Erzeugnisses kombinirenden Formen kann,
neben der in den Steuersätzen noch möglichen Fortentwicklung des dem jüngsten
Gesetzentwurf zu Grunde liegenden Systems, auch der den existenzfähigen
inländischen Tabakbau mehr schonende, an die Anträge des sächsischen Kom-
missars der Kommission von 1873 sich anlehnende Gedanke in Betracht kom-
men, eine hohe Eingangssteuer in Verbindung mit fester Abgrenzung (Kon-
tingentirung) des inländischen Tabakbaues und Erhebung der Steuer vom
inländischen Produkt mittelst Verauktionirung des zum Minimalwerte vom Reich
zu übernehmenden Erzeugnisses einzuführen, wobei der Gewinn einer angemessenen
Differenz durch den hohen Eingangszoll und durch die Möglichkeit einer Ent-
lastung des inländischen Marktes durch teilweisen Verkauf des inländischen Pro-
duktes zur Ausfuhr gewährleistet würde. Endlich werden die Steuerreformen
zu berücksichtigen sein, welche für in= und ausländischen Rohtabak die Steuer-
erhebung an den Uebertritt der Blätter in die Fabrikation oder an den Austritt
derselben aus der Fabrik (Fabrikatsteuer, Tabakstempel) oder an den Klein-
vertrieb (Lizenzgebühr) knüpfen.
Die Erhebungen werden hiernach zum Beispiel beim Tabakbau sich nicht
darauf zu beschränken haben, die Ernteergebnisse, die von Pflanzern erzielten
Preise des fermentirten oder unfermentirten Tabaks und andere mit größerer oder
geringerer Genauigkeit statistisch greifbare Zahlen festzustellen, sie werden vielmehr
auch zu richten sein auf die Bedeutung des Tabakbaues in dem Rahmen des
landwirtschaftlichen Betriebes, auf den Geldgewinn, welchen der Tabakbau im
Vergleich zu Erträgen anderer Feldkulturen abwirft, und auf andere Fragen,
welche den Zusammenhang des Tabakbaues mit sonstigen Gebieten wirtschaft-
licher Thätigkeit zum Gegenstand haben.
Die Ausführung der Enquete wird einer aus geeigneten Beamten und
Sachverständigen gebildeten Kommission zu übertragen sein. — Die nächste und
zugleich eine der wichtigsten und schwierigsten Aufgaben der Kommission wird
die Aufstellung des Programms für die Enquete bilden. Hierbei möchten nach-
stehende Gesichtspunkte zu beachten sein.