natürlichen Meinungsverschiedenheiten tritt nach dem Gesamteindruck der im
Protokoll niedergelegten Auffassungen und Vorschläge aus der Vorbesprechung die
Neigung entgegen, den dem Präsidialantrage vom 7. v. Mts. zu Grunde lie-
genden Bestrebungen entgegen zu kommen.
Dieselben zielen darauf ab:
1. das gesamte Gütertarifwesen nach möglichst gleichartigen Grundsätzen
gemeinsam zu ordnen;
2. die im Interesse des Verkehrs unentbehrliche Klarheit und Uebersichtlich-
keit in der Tarifirung zu schaffen und zu sichern;
3. gesetzlichen Schutz dafür zu gewähren, daß die deutschen Eisenbahnen
in erster Linie nicht fremdländischen Verkehrsinteressen dienstbar werden, sondern,
ihrer Bestimmung bei der Anlage entsprechend, vorzugsweise dem deutschen
Verkehr, der deutschen Produktion und dem Absatz der Erzeugnisse der letzteren
förderlich werden.
In letzterer Beziehung wird es als eine Aufgabe des Tarifgesetzes anzu-
sehen sein, Uebelständen, wie sie, in Schädigung deutscher Interessen, durch miß-
bräuchliche Anwendung der Differenzialtarife zu Gunsten des Auslandes hervor-
gerufen sind, nachhaltig vorzubeugen und für den Verkehr von und nach der
deutschen Grenze Bestimmungen vorzusehen, welche eine willkürliche Begünstigung
des Auslandes gegen das Inland ausschließen.
Ich habe den Antrag vom 7. Februar unter dem Eindruck gestellt, daß
bisher im Betriebe der deutschen Bahnen das Streben nach finanziellen Erträgen
die Aufgabe der Förderung der volkswirtschaftlichen Interessen zu weit in den
Hintergrund drängt, und daß die nationalen Verkehrsinteressen dem Siege in
einer Konkurrenz geopfert werden, welche auf die Dauer den soliden und regel-
mäßigen Betrieb der Bahnen selbst gefährdet, jedenfalls aber die Landesinteressen
schädigt, für deren Förderung die Bahnen von den Regierungen gebaut oder
privilegirt worden sind. Ich glaube nicht zu irren, wenn ich annehme, daß
bisher die Frachten für die Einfuhr fremder Erzeugnisse im Durchschnitt wohl-
feiler sind als diejenigen für die Ausfuhr inländischer oder für deren Transport
von einem deutschen Orte zum anderen. Die Einfuhrprämien, die auf diesem
Wege dem Auslande gewährt werden, die hohe Belastung des inneren deutschen
Verkehrs im Vergleich mit dem des Auslandes nach und durch Deutschland,
die Nachteile, unter denen die deutsche Ausfuhr nach Westen unter den hohen
Tarifen leidet, die sie im Vergleich mit der wohlfeiler beförderten Durchfuhr
von Osten nach Westen zu tragen hat, lasten schwer auf unserm Wohlstande.
Die früher so beträchtliche deutsche Ausfuhr nach West= und Südeuropa erliegt
der Konkurrenz der osteuropäischen Durchfuhr infolge der Begünstigung der
letzteren durch die Differenzialtarife deutscher Bahnen.
In der Aufgabe der verbündeten Regierungen liegt es meines Erachtens,
diesen Uebelständen nach Möglichkeit abzuhelfen und durch Reform dahin zu