Achlzehntes Kapitel.
Rönig Tudwig II. von Baiern.
Auf dem Wege von Gastein nach Baden-Baden berührten wir
München, das der König Max bereits verlassen hatte, um sich
nach Frankfurt zu begeben, es seiner Gemalin überlassend, die
Gäste zu empfangen. Ich glaube nicht, daß die Königin Marie
nach ihrer wenig aus sich heraustretenden und der Politik ab-
gewandten Stimmung auf den König Wilhelm und die Ent-
schließung, mit welcher er sich damals trug, lebhaft eingewirkt hat.
Bei den regelmäßigen Mahlzeiten, die wir während des Auf-
enthalts in Nymphenburg, 16. und 17. August 1863, einnahmen,
war der Kronprinz, später König Ludwig II., der seiner Mutter
gegenüber saß, mein Nachbar. Ich hatte den Eindruck, daß er mit
seinen Gedanken nicht bei der Tafel war und sich nur ab und zu
seiner Absicht erinnerte, mit mir eine Unterhaltung zu führen, die
aus dem Gebiete der üblichen Hofgespräche nicht herausging. Gleich-
wohl glaubte ich in dem, was er sagte, eine begabte Lebhaftigkeit
und einen von seiner Zukunft erfüllten Sinn zu erkennen. In
den Pausen des Gesprächs blickte er über seine Frau Mutter hin-
weg an die Decke und leerte ab und zu hastig sein Champagner-
glas, dessen Füllung, wie ich annahm, auf mütterlichen Befehl ver-
langsamt wurde, so daß der Prinz mehrmals sein leeres Glas rück-
wärts über seine Schulter hielt, wo es zögernd wieder gefüllt
wurde. Er hat weder damals noch später die Mäßigkeit im Trinken
überschritten, ich hatte jedoch das Gefühl, daß die Umgebung ihn