112 XII. Nikolsburg und der Norddeutsche Bund.
Feldzugs mit seinen nervenerschütternden diplomatischen Ver-
handlungen längerer Erholung zu pflegen, dauerten die Ver-
handlungen über die Stellung Sachsens im Nordbunde noch
fort. Mit dem schließlichen Ergebniß, das sich durch persönliche
Entschließungen des Königs Wilhelm in militairischer Beziehung
günstiger gestaltete, als der Präliminarvertrag erwarten ließ,
scheint Bismarck damals nicht ganz zufrieden gewesen zu sein;
aber er enthält sich in den „Gedanken und Erinnerungen“ der
Kritik, nachdem die geschickte und ehrliche Politik der beiden
letzten sächsischen Könige die gemachten Zugeständnisse gerecht-
fertigt habe. Im sächsischen Stamme aber hat der Reichs-
gedanke so feste Wurzeln geschlagen, daß particularistische Be-
strebungen künftiger Träger der Wettiner Krone kaum irgend
welche nennenswerthe Unterstützung aus dem Volke heraus
erfahren dürften. Der Bund mit Oesterreich wurde schon 1866
von dem denkenden Theile des sächsischen Volbes als ein arger
Fehler empfunden; heut zu Tage würde jede dynastische Politik
außerhalb des Rahmens der deutschen keinen Boden in der
Gesinnung des Volkes finden.