Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Die Acten über Falks Rücktritt. 135 
Abschrift vorstehenden Gesuches ist am 29. Juni 1879, 
Nachmittags 6 Uhr, „an den Präsidenten des Königlichen 
Staatsministeriums Herrn Fürsten v. Bismarck" mittels 
folgenden Schreibens abgesandt worden: 
II. 
Am Anfange dieses Monats habe ich dem Herrn Staats- 
minister von Bülowt) eine eingehende Mittheilung über die 
Gründe gemacht, aus welchen ich meine Stellung als Minister 
der geistlichen 2c. Angelgenheiten für unhaltbar erachten müsse. 
Ich darf voraussetzen, daß Hochdieselben hiervon Kenntniß 
erhalten haben und daß daher mein Entlassungsgesuch Eurer 
Durchlaucht weder überhaupt, noch im Hinblick auf die Klärung, 
welche die schwebenden Reichsangelegenheiten gefunden haben, 
der Zeit nach unerwartet kommt. Ebenso glaube ich in der 
Annahme nicht zu irren, daß auch Sie meinen Rücktritt aus 
dem Amte für angezeigt erachten. Jedenfalls ist derselbe für 
mich eine Nothwendigkeit. 
Die Dankbarkeit, welche Eurer Durchlaucht ich aus so 
vielen Anlässen schulde, würden Hochdieselben erhöhen, wenn 
Sie — wie ich bitte — Seiner Majestät zu einer baldigen 
Gewährung meines Gesuches geneigtest rathen wollten. Nicht 
bloß der Wunsch, meine persönlichen Verhältnisse neu ordnen 
zu können, dictirt diese Bitte, sondern auch die Gewißheit, 
daß bei Hinausschiebung der erbetenen Allerhöchsten Ent- 
schließung die Eurer Durchlaucht bekannten Differenzen 
zwischen Seiner Majestät und mir,) wie die Dinge leider 
wieder liegen, in neuer Schärfe hervortreten würden. Daß 
es aber mir am Herzen liegen muß, nicht auch unter solchen 
Differenzen aus dem Amte zu scheiden, wird niemand stärker 
empfinden, als Eure Durchlaucht. 
Wollen Hochdieselben mir schließlich noch die Bemerkung 
gestatten, daß ich um die Entlassung aus Seiner Majestät 
Dienste überhaupt habe bitten müssen, weil zunächst dieselben 
  
  
1) Vertreter des Fürsten v. Bismarck. 
2) Dieselben bezogen sich auf Angelegenheiten der evangelischen 
Kirche und hatten im Jahre vorher sogar zu einem von Seiner Majestät 
allerdings schließlich zurückgewiesenen Entlassungsgesuche meinerseits geführt.
	        
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