136 XIV. Der Culturkampf.
Gründe, welche mich zum Rücktritte aus dem Ministeramte
nöthigen, und sodann meine Vermögensverhältnisse mir die
Uebernahme eines anderen entsprechenden Staatsamtes nicht
gestatten.
Wie immer in unwandelbarer aufrichtiger Verehrung
Eurer Durchlaucht
ganz ergebener
Fakk.
III.
In meinen tagebuchartigen Auszügen findet sich unter
dem 2. Juli 1879 Folgendes eingetragen:
Vorgestern gegen Mittag sandte Bismarck seinen Sohn
Herberti) zu mir, um mich zu einer Unterredung einzuladen.
Dieselbe fand um 1½ Uhr statt und dauerte beinahe
1½ Stunden; zuletzt wurde sie in Gegenwart Eulenburgs:)
gepflogen. Es ist schwer, vielleicht gar nicht möglich, den
Lauf einer so springenden Unterhaltung zu skizziren, es kommt
auch nicht auf die Einzelheiten an, sondern auf Hauptsachen
und Ergebnisse.
Bismarck zeigte sich anfangs verletzt. Er warf mir vor,
daß ich die Demonstr. (ation) der National-Liberalen unterstütze,
da ich gerade jetzt den Antrag stelle, der ihm unerwartet
komme. Bei meiner Gegenausführung ward er ruhig, und
von da bewegte sich die Unterhaltung in freundlichstem Wege.
Ich gewann den bestimmten Eindruck, daß er an sich mein
Demissionsgesuch erwartet habe und nur durch die Wahl des
Zeitpunktes unangenehm berührt sei. Namentlich erklärte er,
man werde ihm Aufgabe der Position gegen Rom, resp.
„Verschacherung“ meiner Person an das Centrum „für 30
Silberlinge“ vorwerfen, und wünschte von mir einen Brief,
in welchem er eine Bescheinigung hierüber und die Aussprache
über die Gesichtspunkte wünschte, welche für meinen Schritt
maßgebend waren. Diesen Brief habe ich B. gestern gesandt,
selbstredend nach einem zurückbehaltenen Concept.
1) Der jetzige Fürst Bismarck.
2) Graf Botho Eulenburg.