138 XIV. Der Culturkampf.
Denn ich allein kann ja bezeugen, daß ich mit der Einreichung
jenes Gesuches nur einen seit längerer Zeit feststehenden Ent-
schluß ausführte, der sich auf die Ueberzeugung von der Un-
haltbarkeit meiner ministeriellen Stellung gründete, und daß
ich den jetzigen Zeitpunkt aus einem Grunde zu wählen ge-
zwungen war, der zwar auf amtlichen Gebieten beruht, aber
weder mit der römischen Frage noch mit Eurer Durchlaucht
Person im Entferntesten zu thun hat. Und ferner kann nie-
mand mit mehr Kenntniß und Sicherheit bekunden, daß in
den vielen Jahren, in welchen ein hervorragender Theil meiner
Amtsthätigkeit in der Wiedergewinnung der Stellung bestand,
welche der Staat vordem der römischen Kirche gegenüber
hatte, zwischen Eurer Durchlaucht und mir stets grundsätzliches
Einverständniß bestand, daß ich niemals Ihrer dankbar
empfundenen Unterstützung entbehrte, und daß die Verhand-
lungen, welche Eure Durchlaucht seit dem Sommer vorigen
Jahres mit Organen des päpstlichen Stuhles pflegen, in
einem Sinne eingeleitet und fortgeführt sind, welcher dem
entspricht, was in dieser Beziehung zwischen uns verhandelt
worden ist.
Ich sollte meinen, daß es für jeden, der die Entwickelung
unserer öffentlichen Verhältnisse in den letzten Zeiten einiger-
maßen verfolgt hat, nicht schwer sein könnte, zu erkennen,
warum ich meine amtliche Stellung nicht ferner für haltbar
erachte. In der That haben Stimmen geachteter Preßorgane,
freundliche und gegnerische, bei den verschiedenen Gelegen-
heiten, welche Erörterungen über meinen etwaigen Rücktritt
aus dem Amte oder mein ferneres Verbleiben in demselben
veranlaßten, darauf hingewiesen, daß die Gesammtheit der
Situation hierüber entscheiden werde. Und so ist es. Die
gestrige Unterredung wird Eurer Durchlaucht gezeigt haben,
daß nicht dieses oder jenes einzelne Moment meinen Entschluß
herbeiführte, sondern die Gesammtheit aller für mich wesent-
lichen Punkte. Wenn es schon in mündlicher Darlegung nicht
möglich war, alles Einflußreiche zu erwähnen, so ist dies
schriftlich noch weniger ausführbar, denn daß ich in den
Grenzen eines Briefes bleiben und nicht in das Gebiet einer