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am wichtigsten erachteten Fragen. Der Schiller’sche Vers über
die Theilung der Erde:
Der König sperrt die Brücken und die Strassen
Und spricht: Der Zehente ist mein!
so wenig er auch, auf den Zoll bezogen, der ersten culturgeschicht-
lichen Entwicklung der Staatsanfänge entspricht, findet doch
bei dem sozusagen künstlichen Wege der Staatenbildung — wenn
nämlich hochstehende Völker einen solchen aus in der Cultur
mehrere Stufen tiefer stehendem Material herzustellen suchen —
seine vorzugsweise eilige Bethätigung. Und welche Rolle die Zoll-
frage in der allgemeinen Colonialgeschichte spielt, daran erinnern
wir uns wohl noch aus der Geschichte des Beginnes des Unab-
hängigkeitskrieges der heutigen nordamerikanischen Union mit
England. Denn mit der am 14. März 1764 von CHARLES JENKINSON
im Unterhause eingebrachten und bereits am 5. April desselben
Jahres von GEor« UI sanctionirten Acte, welche ‚„Impost auf den
amerikanischen Handel“ ??) zu legen bestimmt war, und welche
Zölle auf Wein, Zucker, Melasse, Indigo, Kaffee, Leinen, Battist
u. s. w. einführte oder erhöhte, begann die Bewegung, die sich
Anfangs ausschliesslich gegen die englischen Zollbeamten richtete.
Man zerstörte ihre Häuser, man zwang sie, ihren Verzicht auf
ihr Amt und Stelle zu erklären, und die Volksmenge liess nicht
eher von ıhnen ab, bis sie diesen Entschluss, da sie sich
ihn zu beschwören weigerten, durch dreimaliges Ausrufen der
Worte: „Freiheit und Eigenthum“ öffentlich vor der Menge be-
kundet hatten.?3) Und dabei hatte das englische Parlament das
Recht der Zollerhebung in dieser Colonie zwar auch als Principien-
22) GEORGE BANCROFT, Geschichte der amerikanischen Revolution.
Leipzig, O. Wigand. 1852—1875. Bd. II S. 148. 150. 170. 214. Bd. III S. 199 ff.
S. 261 ff.
23) BANCROFT a. a. OÖ. II S. 258.