Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

146 XIV. Der Culturkampf. 
nicht sofort — mit seinen Einwänden Gehör. Die Dose wurde 
durch ein Bild des Königs und eine Alabastervase von unge— 
wöhnlicher Größe und Schönheit ersetzt, deren sichere Ver- 
packung und Beförderung bei der überstürzten Räumung der 
Berliner Amtswohnung, zu der Herr v. Caprivi Bismarck im 
Jahre 1890 nöthigte, nicht ohne Schwierigkeit war. 
In einem letzten Abschnitt dieses Capitels widerlegt 
Bismarck die Behauptung der „Germania“, daß er es gewesen 
sei, der den Widerstand des Kaisers gegen die Civilehe ge- 
brochen habe. Die Zustimmung zur Einführung der Civilehe 
wurde dem Kaiser durch die Majorität der unter Roons 
Präsidium versammelten Minister zu einer Zeit abgedrungen, 
da Bismarck in Varzin weilte (1873). Vor die Frage eines 
Ministerwechsels gestellt, entschied sich der Kaiser auf Bismarcks 
Rath nach dem Beschlusse der Mehrheit seiner Minister. 
Prinzipieller Gegner der Civilehe war Bismarck allerdings 
nicht; er „hielt mit Luther die Eheschließung für eine bürger- 
liche Angelegenheit“, und sein „Widerstand gegen Anerkennung 
dieses Grundsatzes beruhte mehr auf Achtung vor der bestehen- 
den Sitte und der Ueberzeugung der Massen als auf eigenen 
christlichen Bedenken“.;) 
  
1) Zu vgl. ist die Rede vom 17. December 1873, Politische Reden 
VI 124 ff.
	        
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