Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

II. 
Hie „Gezanken und Frinnerungen als Eeschichtswerk. 
Ist Bismarcks Werk ein tendenziöses Werk? Darf es als 
Geschichtsquelle benutzt werden oder hat man ihm mit dem 
Mißtrauen gegenüberzutreten, das bei so manchen Memoiren- 
werken angebracht ist? Diese Fragen werden selbstverständlich 
aufgeworfen werden, sind auch bereits von den politischen 
Gegnern des Fürsten Bismarck in einem ihm abgünstigen Sinne 
beantwortet worden. Ich kann versichern, daß den Fürsten 
Bismarck immer nur die eine Absicht geleitet hat, die Wahrheit 
zu sagen und in der Beurtheilung objectiv zu bleiben, so 
weit es dem Menschen gegeben ist, dieser höchsten 
Forderung der Geschichtswissenschaft nachzukommen. 
Fürst Bismarck ist immer ein wahrer Mensch gewesen, alles 
verlogene, unehrliche Wesen prallte an seinem vornehmen Wahr- 
heitssinne ab, und wenn auch seine politischen Gegner es an 
Versuchen nicht haben fehlen lassen, ihn der Lüge, der Doppel- 
züngigkeit, der Unwahrhaftigkeit zu zeihen, so hat der Vorwurf 
doch nie erwiesen werden können, immer wieder schnellte der 
Pfeil auf den Schützen zurück. Und so hat der Geist der 
Wahrheit auch in den „Gedanken und Erinnerungen“ die Feder 
geführt. Nirgends macht Fürst Bismarck den Versuch, zu be- 
schönigen und zu verhüllen. Er hat's nicht nothwendig, irgend 
etwas, was er gethan hat, abzuleugnen; er bekennt ruhig, wo 
er sich geirrt hat, wo seine Berechnungen sich als irrig er- 
wiesen, und bleibt auch in diesem Punkte dem Grundsatze treu, 
den er so oft betont hat, daß der Mensch — und vor Allem 
der Staatsmann — nicht aufhören dürfe zu lernen, daß alles
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.