Regentschaftspläne. Schwäche Friedrich Wilhelms IV. 27
seine Truppen gekämpft und gesiegt hatten, verdarb er die Lage
zum Nachtheile Preußens: in den Augen der Welt und vor
Allem auch in den Augen der deutschen Fürsten, die eben noch
in ihrer eigenen Bedrängniß Schutz bei dem starken Preußen-
könig gesucht hatten, stand er fortan an der Spitze der Barri-
kadenkämpfer. Freilich sind Bismarcks Zweifel wohlberechtigt,
ob es Friedrich Wilhelms IV. weicher, gegen jeden Druck nach-
giebiger Natur gelungen sein würde, eine haltbare Einheit des
deutschen Volkes zu schaffen. 1) Auch bildet das im Kampfe
gegen den Erbfeind unserer Nationalität vergossene Blut einen
festeren Kitt, als es der Sieg über die Revolution und die
„Helden“ der Barrikaden hätte sein können. Und gewiß wird
heute jeder Bismarck beistimmen, wenn er sagt: „Es ist
vielleicht für unsere Zukunft besser gewesen, daß wir die Irr-
wege in der Wüste innerer Kämpfe von 1848 bis 1866 wie
die Juden, bevor sie das gelobte Land erreichten, noch haben
durchmachen müssen. Die Kriege von 1866 und 1870 wären
uns doch schwerlich erspart worden, nachdem unsere 1848 zu-
sammengebrochenen Nachbarn in Anlehnung an Paris, Wien
und anderswo sich wieder ermuthigt und gekräftigt haben
würden. Es ist fraglich, ob auf dem kürzeren und rascheren
Wege des Märzsieges von 1848 die Wirkung der geschichtlichen
Ereignisse auf die Deutschen dieselbe gewesen sein würde wie
die heute vorhandene, die den Eindruck macht, daß die Dynastien
i)In diesem Zusammenhange findet sich (Bd. 1 42, Z. 11 ff. v. u.)
ein Satz, der, wie mir mehrere Anfragen beweisen, manchen in seinem
Sinne nicht ganz klar ist. Derselbe lautet: „Ich wage keine Vermuthung
darüber, welche Einwirkung auf die Haltung des Königs, die Romantik
mittelalterlicher Reichserinnerungen Oesterreich und den Fürsten gegenüber
und das vorher und später so starke fürstliche Selbstgefühl im Inlande
das Bewußtsein geübt haben würde, den Aufruhr definitiv niedergeschlagen
zu haben, der ihm gegenüber allein siegreich blieb im außerrussischen Continent."“
Der Sinn wird sofort klar, wenn die Präposition „auf“ wiederholt wird:
Ich wage keine Vermuthung darüber, welche Einwirkung (Obiject)
a) auf die Haltung des Königs,
b) (auf) die Romantik mittelalterlicher Reichserinnerungen Oesterreich
und den Fürsten gegenüber, und
c) (auf) das vorher und später so starke fürstliche Selbstgefühl im In-
lande
das Bewußtsein (Subject) gehabt haben würde, 2c.