Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Manteuffel antichambrirt. Prinzessin Augusta. 41 
Regierung zu muthigen Entschlüssen auf: Manteuffel anti- 
chambrirte so lange bei den Mächten, bis er die nachträgliche 
Einladung preußischer Bevollmächtigter erbettelt hatte. Mochte 
er darin einen Triumph sehen und König Friedrich Wilhelm IV. 
ihm dafür den Orden vom Schwarzen Adler verleihen — in 
Wirklichkeit hatte Preußen eine Niederlage erlitten, die der von 
Olmütz gleichkam. Wie diese Vorgänge auf Bismarck wirkten, 
lehrt der Schlußsatz des fünften Capitels: „Der Eindruck, daß 
wir in den Formen wie in der Sache von Oesterreich gering- 
schätzig behandelt wurden, und daß wir uns diese geringschätzige 
Behandlung nicht gefallen lassen durften, ist nicht ohne Folgen 
geblieben für die spätere Gestaltung der preußisch-österreichischen. 
Beziehungen.“ Zehn Jahre später erfolgte auf den Schlacht- 
feldern Böhmens die große Abrechnung mit den Schwarzenberg- 
Buolschen Tendenzen. 
Am preußischen Hofe war die westmächtliche Stimmung 
hauptsächlich durch die Prinzessin Augusta vertreten. Unter 
ihrem Einfluß gerieth der Prinz von Preußen in eine Art 
Oppositionsstellung zu seinem Bruder, die seinen militairischen 
Instincten an sich fern lag. Bismarck giebt bei dieser Ge- 
legenheit eine interessante Charakteristik dieser bedeutenden 
Frau, die leider nur zu sehr von dem Drange zu herrschen 
sich leiten ließ. Die weimarische Prinzessin hat sich die Vorliebe 
für das Fremde, vornehmlich für das Französische und Eng- 
lische, die an unsern kleinen Höfen ihre besondere Heimstätte 
fand, bis an ihr Lebensende bewahrt. Ein Ausländer gewann 
bei ihr leichter Zutritt als ihre Landsleute, da „was weit her 
war“ in ihren Augen höheren Werth besaß, als was der 
deutschen Heimath entsprang. Nur gegen Rußland hatte sie 
eine angeborene Abneigung, die sie während des Krimkriegs 
auch sichtbar zu äußern pflegte, während sie in den Zeiten 
Friedrich Wilhelms III. ihren antirussischen Gefühlen Zwang 
auferlegt hatte. Dem Verfasser der Gedanken und Erinnerungen 
fehlt für diese Erscheinung die rechte psychologische Erklärung, 
er vermuthet, daß sie in dem Dissense zwischen der hochbegabten, 
social und politisch russischen Mutter, der Großherzogin Maria 
Paulowna von Weimar, und ihren russischen Besuchern und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.