Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Mittel zur „Territion“ Manteuffels. 43 
und Minister des Auswärtigen befand sich in keiner beneidens- 
werthen Lage. Der König liebte es, auf eigene Faust Politik 
zu machen, oft in einem den Anschauungen seines verantwort- 
lichen Ministers entgegengesetzten Sinne. Er bediente sich 
dabei der Gesandten, die als Untergebene des Ministers dadurch 
wieder in eine schiefe Stellung zu ihrem Chef geriethen, mit 
Vorliebe Bismarcks. Da diesem ein ehrgeiziges Streben nach 
dem Ministerposten fern lag, so benutzte er das Vertrauen des 
Königs, um immer wieder zu vermitteln. Zur Zeit des Krim- 
krieges häuften sich die Differenzen zwischen dem Könige und 
Manteuffel derart, daß Bismarck, wie er erzählt, auf den 
Reisen zwischen Berlin und Frankfurt über Guntershausen in 
einem Jahre 2000 Meilen zurücklegte, „damals stets die neue 
Cigarre an der vorhergehenden entzündend oder gut schlafend." 
Der König erforderte dann nicht nur seine Ansicht über Fragen 
der deutschen und auswärtigen Politik, sondern beauftragte 
ihn auch gelegentlich, wenn Entwürfe des Auswärtigen Amtes 
vorlagen, mit der Ausarbeitung von Gegenentwürfen. Mitunter 
verwirrten sich die Dinge noch mehr, wenn der König den 
Grafen Albert Pourtales zu Rathe zog, den er auch gern 
gegen Manteuffel ausspielte, wenngleich der Reichthum des 
Grafen, der ihm die Unabhängigkeit der persönlichen Meinung 
gestattete, in den Augen des Königs seine Berufung zum 
Minister erschwerte. „Es kam vor“, erzählt Bismarck, „daß 
nothwendige Depeschen nicht von Manteuffel, sondern von dem 
Grafen Albert Pourtalès entworfen wurden, daß der König 
mir dessen Entwürfe zur Revision gab, daß ich über die Amen- 
dirung wieder mit Manteuffel Fühlung nahm, daß der den 
Unterstaatssecretair Le Coq zuzog, daß dieser die Fassung aber 
lediglich von dem Standpunkte französischer Stilistik prüfte und 
eine tagelange Verzögerung mit der Anführung rechtfertigte, 
er habe den genau angemessenen französischen Ausdruck noch 
nicht gefunden, der zwischen dunkel, unklar, zweifelhaft und 
bedenklich die richtige Mitte hielte."“ 
Auch in den Fragen der inneren Politik bediente sich der 
König gern der Beihilfe Bismarcks, so in dem Streite, der 
zwischen ihm und den Führern der conservativen Partei über
	        
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