Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Der italienische Krieg. „Eisen und Blut“. 67 
preußischen Politik rieth damals Bismarck, ohne bei dem 
Regenten und seinem Rathgeber Schleinitz dafür Verständniß zu 
finden. Getreu der Mahnung Friedrichs des Großen: toujours 
en vedette mußte Preußen rüsten, dann aber Oesterreich ein 
Ultimatum stellen, entweder Preußens Bedingungen in der 
deutschen Frage anzunehmen oder seinen Angriff zu gewärtigen. 
In ängstlicher Scheu vor der öffentlichen Meinung, wie sie in 
Parlamenten, Vereinen und Presse sich breit machte und durch 
Herrn von Schleinitz und die Prinzessin wirksam zur Be- 
kämpfung jeder Regung zu selbständiger Politik zur Geltung 
gebracht wurde, blieb der Regent bei halben Maßregeln. 
Erst die Erfahrung der neuen Aera, erst die Verschärfung 
und Zuspitzung des Streites bis zur Abdankung „übten auf 
das Gemüth und das gesunde Urtheil des Königs den nöthigen 
Einfluß, um seine monarchischen Auffassungen von 1859 über 
die Brücke der dänischen Frage zu dem Standpunkte von 1866 
überzuleiten, vom Reden zum Handeln, von der Phrase 
zur That.“ 
Den Schluß des Capitels bildet die Erzählung eines 
Gespräches, das Bismarck mit dem Könige auf der Fahrt von 
Jüterbogk bis Berlin in den ersten Tagen des October 1862 
hatte. Er hatte am 30. September in der Budgetcommission 
die bekannte Aeußerung von „Eisen und Blut“ gethan, die 
seine parlamentarischen Gegner wacker gegen ihn ausnützten, 
um ihn vor der Oeffentlichkeit als einen rauflustigen Cavalier 
darzustellen, dem Gewalt vor Recht gehe. Bismarck hatte 
gewagt, der Politik der Phrasen gegenüber eine Politik der 
That zu befürworten, und für eine solche kräftige nationale 
Politik die Mitwirkung des Abgeordnetenhauses erbeten, aber 
für seinen Appell kein Verständniß gefunden. Um den König 
über den Sinn seiner in der Presse entstellten Aeußerungen 
aufzuklären, war er dem von Baden Zurückkehrenden bis 
Jüterbogk entgegengefahren. Er fand den König in gedrückter 
Stimmung. Man hatte ihn in Baden weidlich durch die 
Hinweise auf Ludwigs XVI. Schicksal geängstigt, während 
man ihm Bismarck in der Beleuchtung eines Polignac und 
Strafford gezeigt hatte, deren Rathschläge ihren Herren ver- 
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