Full text: Wegweiser durch Bismarcks Gedanken und Erinnerungen. (3)

Die Einladung nach Frankfurt. Dualistische Politik. 83 
vorlage an die Bedingung der preußischen Zustimmung oder 
erneuter Unterhandlungen mit Preußen, verletzten aber durch 
diese, Oesterreich völlig unerwartete Rücksichtnahme auf Preußen 
den Grafen Rechberg dergestalt, daß er drohend äußerte, der 
Weg nach Berlin sei für Oesterreich nicht weiter und nicht 
schwieriger als für die Mittelstaaten, und alsbald diesen Weg 
einer Verständigung mit Preußen im Widerspruch zu der 
bundestägigen Auffassung betrat. 
Der Tod des Königs von Dänemark, Friedrich VII. 
(15. November 1863), gewährte der dualistischen Führung des 
Deutschen Bundes eine glänzende Bethätigung in den gemein— 
samen Kämpfen an der Schlei, dem gemeinsamen Einrücken 
in Jütland und dem gemeinsamen Friedensschluß mit Däne- 
mark. Das preußisch-österreichische Bündniß zeigte sich, trotz 
der Verstimmung der übrigen Bundesstaaten, stark genug, die 
andern Großmächte, unter deren Deckung Dänemark dem 
gesammten Deutschthum den Handschuh hatte hinwerfen können, 
von Feindseligkeiten abzuhalten. Der freundliche Dualismus 
hätte für beide Staaten noch weitere Früchte tragen können, 
wenn auf Seiten des Königs von Preußen immer der preußische 
Standpunkt behauptet worden wäre. Gleich bei der ersten 
zwischen Oesterreich und Preußen auftauchenden Streitfrage 
aber hatte er nicht den Muth, das Interesse des preußischen 
Staates mit derjenigen Entschiedenheit zur Geltung zu bringen, 
welche die Vorbedingung des Sieges ist. Bismarck hatte ihm 
die Bahn dazu geebnet, indem er am 22. August 1864 in 
Schönbrunn dem Kaiser die Ueberlassung der Elbherzogthümer 
an Preußen empfohlen hatte als eine Art Pränumerando- 
zahlung auf ein zukünftiges, unter Preußens Mitwirkung zu 
erwerbendes Aequivalent innerhalb der österreichischen Inter- 
essensphäre. Der Kaiser schien den vorgebrachten Gründen 
nicht unzugänglich zu sein und fragte, ob Preußen entschlossen 
sei, die Herzogthümer zu preußischen Provinzen zu machen. 
Ein entschlossenes „Ja“ des Königs hätte die Dinge wahr- 
scheinlich in die rechte Bahn geleitet, statt dessen bemerkte er 
zögernd, daß er an sich kein Recht auf die Herzogthümer habe 
und gar keinen Anspruch darauf erheben könne. Diese Aeuße- 
6“
	        
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