Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

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106. 
Freiherr v. Rosenberg an Bismarck. 
Euer Hochwohlgeboren wollte ich mir ganz ergebenst ge- 
statten, den Ueberbringer dieser Zeilen, Reg.-Assessor von Gund- 
lach, der unserer Mission in Carlsruhe beigegeben ist, aufs 
angelegentlichste zu empfehlen. Sie werden, verehrtester Herr 
v. Bismarck, in der Angelegenheit, über die ich Ihnen in meinem 
letzten Briefe zu sprechen wagte'), vielleicht schon etwas gethan 
haben. Der Prinz wird natürlich wünschen, das Weihnachtsfest 
in dem Kreise der Seinigen zuzubringen, indeß wäre es doch 
gut, wenn Er Gelegenheit fände, bald darauf hieher zu kommen, 
da die hiesigen Verhältnisse gewiß bald recht ernst und ver- 
wickelt werden. Der Vertrag vom 2. Dezember ist zur puren 
Annahme für uns schon aus dem Grunde unannehmbar, als 
er mehrere Dinge enthält, wie den Notenaustausch vom August 
und die Durchmarschverhältnisse in den Donaufürstenthümern, 
die uns nicht berühren, oder von denen es vielmehr besser ist, 
sich fern zu halten. Auch hat der König überhaupt wenig 
Neigung, einen Vertrag einzugehn, selbst wenn er eine ganz 
andere Fassung erhielte. Dagegen scheint Manteuffel der Ansicht 
zu sein, daß man jetzt den Westmächten sich nähern müßte, 
weil es später nicht so ehrenvoll, vielleicht nur gezwungen ge- 
schehen wird, weil es jetzt im Interesse des Friedens noch am 
vortheilhaftesten ist, und weil wir endlich, wenn wir die 
bindende Form den Contrahenten vom 2. Dezember zuge- 
stehen, in der Sache vielleicht weniger umfassende Concessionen 
werden zu machen brauchen. Indeß sehe ich voraus, daß wir 
uns auf einen Notenaustausch beschränken werden. Die Oest- 
reicher werden wohl nächstens die incarnirtesten Alliirten der 
Westmächte sein. Die Illusion, Oestreich von dieser verhäng- 
*) S. o. No. 104 S. 23 ff. 
1854 
12. 12.
	        
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