Full text: II. Anhang zu den Gedanken und Erinnerungen. Aus Bismarcks Briefwechsel. (6)

— 485 — 
301. 
Kronprinz Friedrich Wilhelm an Bismarck. 
12. Mai 1876. 
Nach reiflicher Ueberlegung des mit Ihnen geführten Ge= 1876 
sprächs am 10. d. Mts. Abends, kann ich den Gedanken, Fried= 12.5. 
berg das in Aussicht stehende Reichs-Sekretariat für Justiz- 
Angelegenheiten zu übertragen, nicht lebhaft genug empfehlen. 
Sollte, wie Sie es vermuthen, der Kaiser die bekannten 
Bedenken gegen Friedberg erheben, so möchte ich Sie auf eine, 
gewiß ins Gewicht fallende Thatsache aufmerksam machen, daß 
er es nämlich gerade war, welcher seiner Zeit mir dringend 
abrieth, meine von den Regierungs-Maßregeln abweichenden 
politischen Ansichten bekannt werden zu lassen, während S. Maje- 
stät umgekehrt Friedberg für den Rathgeber in jenem Sinn 
zu betrachten scheint. 
Ich stelle Ihnen anheim, von dieser Mittheilung S. Maje- 
stät gegenüber jeden Ihnen etwa geeignet oder wünschenswerth 
erscheinenden Gebrauch zu machen. 
Bülow sprach ich heute nach dem Diner, nachdem schon 
Fürst Gortschacow mir Mittheilungen über den Stand der 
Verhandlungen gemacht hatte. Wenn Ersterer mich von dem 
weiteren Gange der Angelegenheiten unterrichten könnte ), wäre 
sehr dankbar 
Ihr 
sehr ergebener 
Friedrich Wilhelm KPz. 
Randbemerkung Bismarcks: 
1) siat.
	        
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