Full text: Gedanken und Erinnerungen. Neue Ausgabe. Dritter Band. (3)

Der Entwurf zu dem Abschiedsgesuch. 95 
  
Wilhelm I. war dergleichen unmöglich, auch bei unbrauchbaren 
Beamten. 
Am 18. März Nachmittags schickte ich mein Entlassungs= 
gesuch ein. 
Mein Entwurf zu dem Abschiedsgesuch lautete: 
„Bei meinem ehrfurchtsvollen Vortrage am 15. d. M. haben 
Euere Majestät mir befohlen, einen Ordre-Entwurf vorzu- 
legen, durch welchen die Allerhöchste Ordre vom 8. Septem- 
ber 1852, welche die Stellung des Ministerpräsidenten seinen 
Collegen gegenüber seither regelte, außer Geltung gesetzt wer- 
den soll. 
Ich gestatte mir über die Genesis und die Bedeutung 
dieser Ordre nachstehende allerunterthänigste Darlegung: 
Für die Stelle eines Präsidenten des Staatsministeriums" 
war zur Zeit des absoluten Königthums kein Bedürfniß vor- 
handen, und wurde zuerst auf dem Vereinigten Landtage 1847 
durch die damaligen liberalen Abgeordneten (Mevissen) auf 
das Bedürsniß hingewiesen, verfassungsmäßige Zustände durch 
Ernennung eines „Premierministers“ anzubahnen, dessen Auf- 
gabe sein würde, die Einheitlichkeit der Politik der verant- 
wortlichen Minister zu überwachen und herbeizuführen und 
die Verantwortung für die Gesammtergebnisse der Politik des 
Cabinets zu übernehmen. Mit dem Jahre 1848 trat die 
constitutionelle Gepflogenheit bei uns in's Leben und wurden 
„Präsidenten des Staatsministeriums ernannt, wie Graf Arnim, 
Camphausen, Graf Brandenburg, Freiherr von Manteuffel, 
Fürst von Hohenzollern, an deren Namen die Verantwortlich- 
keit in erster Linie haftete, nicht für ein Ressort, sondern für 
die Gesammtpolitik des Cabincts, also der Gesammtheit der 
Ressorts. Die meisten dieser Herren hatten kein eigenes 
Ressort, sondern nur das Präsidium; so der Fürst von Hohen- 
zollern, der Minister von Auerswald, Prinz Hohenlohe. Aber
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.